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Was tun bei Heimweh auf der Klassenfahrt?

8 min Lesedauer | 17.04.2024 | Nina

Zusammenfassung

Auf mehrtägigen Klassenfahrten ist Heimweh kein Einzelfall. Neben den Ursachen geht es in dem Beitrag auch um Lösungsansätze, damit die Stimmung auf der Klassenreise nicht dauerhaft getrübt bleibt.

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Früher oder später macht sich die Klasse samt Klassenleitung als geschlossene Gruppe auf den Weg ins Schullandheim. Dort wird fröhlich gekocht, gebacken, die Umwelt erkundet und abends am Lagerfeuer Stockbrot gebraten. Alle sind mit Spaß bei der Sache und wünschen sich, dass die Klassenreise nie endet.

Solche Fahrten kommen natürlich vor. Es gibt keinen Streit, keine Langeweile und alles verläuft harmonisch. Die meisten Lehrerinnen und Lehrer können allerdings auch ein Lied von weniger gelungenen Aufenthalten außerhalb des Klassenzimmers singen: Mal ist das Wetter schlecht, mal gibt es Streitigkeiten oder einzelne Mitreisende haben schwer mit Heimweh zu kämpfen.

Um Heimweh als bekanntes Klassenfahrtphänomen soll es hier im Detail gehen.

Warum haben manche Schülerinnen und Schüler Heimweh?

Anders als ein Tagesausflug dauert eine Klassenfahrt einige Tage oder eine Woche. Viele Mitreisende sind zum ersten Mal für eine längere Zeit von den Eltern getrennt und halten sich in einer völlig fremden Umgebung auf. Manche Kinder sind neugierig auf das, was vor ihnen liegt. Andere blicken der gemeinsamen Zeit etwas unsicherer entgegen.

Je jünger die Kinder sind, umso wahrscheinlicher kommt es zu Gefühlen von Traurigkeit während der Klassenfahrt. In vielen Fällen hält das Heimweh nur kurz an und man lebt sich am Ende schnell ein. Manchmal wird das bedrückende Gefühl aber nicht so problemlos überwunden.

Die Gründe für Heimweh hängen immer von der Einzelperson ab. Meistens vermissen die Betroffenen ihre Eltern oder Familien. Hinzu kommt die neue Umgebung, an die man sich erst noch gewöhnen muss: Das Schullandheim wird als ungewohnt oder unbehaglich empfunden, die direkte Nähe zum Wald macht gerade jüngeren Kindern oft Angst. Solche Probleme lassen sich beispielsweise mit dem Umzug in ein anderes Zimmer lösen, welches vom Waldgebiet ein Stück weiter entfernt liegt.

Bereits bestehendes Mobbing schafft gerade auf Klassenfahrten eine problematische Konstellation. Das Opfer ist den Übergriffen scheinbar wehrlos ausgeliefert. Es befürchtet, während des Aufenthalts im Schullandheim weitaus schlimmere Mobbinghandlungen erdulden zu müssen. Hier können entsprechende Maßnahmen zur Prävention Abhilfe schaffen.

Auf der Klassenfahrt sollten beide Parteien im Auge behalten werden. Wer als Lehrperson wachsam bleibt, kann im Falle von Mobbing effektiver eingreifen.

Darüber hinaus können private Sorgen wie finanzielle Probleme oder eine anstehende Scheidung der Eltern die Freude auf der Klassenfahrt trüben. Hier ist kein Heimweh im herkömmlichen Sinn, sondern vielmehr eine grundsätzliche Besorgnis das Problem. Daraus resultieren negative Gedanken, die durchaus berechtigt sind.

Wie drückt sich Heimweh aus?

Die Symptome von Heimweh können ganz unterschiedlich ausfallen. Einige Kinder wirken in sich gekehrt, andere erscheinen eher uninteressiert oder verhalten sich entgegen der vorherrschenden Meinung aggressiv. Hinter solchen Verhaltensmustern muss noch kein Heimweh stecken. Mitunter liegen ganz andere Ursachen vor.

Einige Betroffene benennen ihre gedrückte Gefühlslage mit klaren Worten. Andere machen ihre Sorgen mit sich selbst aus, was auf Dauer schwer umsetzbar ist. Hier fällt die negative Stimmung eher den 'Beobachtenden' auf, zu denen andere Klassenmitglieder oder Begleitpersonen gehören.

Ist Heimweh ein typisches Phänomen in Grundschuljahrgängen?

Obwohl Fälle von Heimweh zumeist in jüngeren Klassen vorkommen, sind sie auch in höheren Jahrgängen durchaus noch möglich. Bei älteren Schülerinnen und Schülern ist die Bindung an das Elternhaus nicht mehr so groß wie bei Kindern in Grundschulklassen, aber dennoch vorhanden.

In höheren Klassenstufen spielen familiäre Sorgen als auslösender Faktor zumeist eine größere Rolle als das Vermissen des vertrauten Umfeldes. Dasselbe gilt für 'ungünstige Voraussetzungen' wie Unlust oder Konflikte mit anderen Mitgliedern der Klasse.

Was kannst du als Lehrkraft tun?

In den ersten Grundschuljahren sollten Klassenfahrten nicht länger als eine Schulwoche dauern. Zum Kennenlernen der ungewohnten Umgebung empfehlen sich kurze Klassenreisen mit maximal zwei Übernachtungen. Bis zur zweiten Klasse sind Tagesausflüge lang genug.

Die Zimmerverteilung sollte nicht am Tag der Ankunft von der Klasse selbst vorgenommen werden. Solche Maßnahmen sind in erster Linie Aufgabe der Lehrkraft und erfordern eine frühzeitige Planung. Zerstrittene Parteien sollten nicht in einem gemeinsamen Zimmer untergebracht werden. Eine räumliche Trennung ist eine sinnvolle Lösung, um Abstand zwischen den Beteiligten zu schaffen. Bei der Gelegenheit kann sich die Klasse in einem Stuhlkreis zusammenfinden. Die Anwesenden werden von der Lehrkraft gefragt, mit welchen Gefühlen sie der Woche im Schullandheim entgegensehen. Hier ist eine Ergebnisoffenheit gefragt – niemand muss sich auf die Klassenfahrt freuen. Anhand der Reaktionen kannst du als Lehrperson einschätzen, wer auf der gemeinsamen Reise möglicherweise von Heimweh betroffen ist. Auch hier ist es von Vorteil, wenn man die einzelnen Schülerinnen und Schüler gut kennt oder über ihre private Situation informiert ist.

Im Übrigen sind diejenigen, die es kaum erwarten können, keineswegs vor Heimweh gefeit. Die freudige Erwartung kann sehr schnell einer gedrückten Stimmung weichen, wenn es am Tag der Abreise ernst wird.

Klassenfahrten sind für die Begleitpersonen keine Ferien. Aus diesem Grund kommt meistens eine zweite oder dritte Lehrkraft mit. In den Abendstunden könnt ihr euch in einer ruhigen Minute über eure Beobachtungen in der Klasse austauschen. Vier Augen sehen mehr als zwei und man bewertet manche Situationen anders, wenn man miteinander darüber spricht.

Während des Aufenthalts im Schullandheim sollte eine Stunde des Tages frei bleiben, um gemeinsam über die Erlebnisse zu sprechen. In der Gesprächsrunde werden auch weniger erfreuliche Dinge wie Langeweile, Meinungsverschiedenheiten oder eben auch Heimweh angesprochen. Wer nicht vor der ganzen Klasse über seine Empfindungen reden möchte, darf sich alleine mit einer mitreisenden Lehrperson unterhalten. In dem vertraulichen Gespräch lassen sich individuelle Lösungsvorschläge leichter erörtern als in der großen Runde.

Nicht alle Betroffenen suchen das Gespräch aus eigenem Antrieb. Sie hoffen, dass jemand ihren Kummer bemerkt und sie darauf anspricht. Wenn dir auffällt, dass ein bestimmtes Mitglied der Klasse seit der Ankunft traurig wirkt, ist eine angemessene Kommunikation wichtig. Du kannst dich bei der betroffenen Person nach ihrem Empfinden erkundigen und fragen, ob alles in Ordnung ist. Suggestivfragen (z. B. 'Du siehst so bedrückt aus, hast du Ärger mit jemandem aus der Klasse?') sind nicht angezeigt. Gesprächsangebote wie 'Du kannst gerne mit mir reden, wenn du etwas auf dem Herzen hast' kommen besser an.

Was sollte man auf keinen Fall tun?

Wenn in der Klasse Fälle von Heimweh auftauchen, ist Einfühlsamkeit das A und O. Darüber sollte man sich im Klaren sein. Das Vermissen der vertrauten Umgebung geht mit einem Leidensdruck einher, den Außenstehende nicht unterschätzen dürfen.

Diese Reaktionen sind nicht hilfreich:

•    Das Heimweh wird bagatellisiert ('Ist doch alles nicht so schlimm')
•    Die emotionale Situation wird nicht ernst genommen
•    Der oder die Betroffene wird gerügt
•    Die Situation wird vor der gesamten Klasse zur Sprache gebracht
•    Eine Kontaktaufnahme mit den Eltern (z. B. über Telefon) wird strikt untersagt
•    Der oder die Betroffene soll um jeden Preis abgelenkt werden     

Eine Bagatellisierung des Problems kommt häufiger vor, als man denkt. Heimweh ist grundsätzlich ein subjektives Empfinden, welches von Außenstehenden mehr oder weniger gut nachvollzogen wird. Ein Kleinreden hilft den Betroffenen jedoch in keiner Weise. Ebenso unangebracht ist ein Mangel an Empathie. Als Begleitperson sollte man versuchen, die Lage aus kindlicher Sicht zu sehen. Nur so findet man zu seinem Gegenüber Zugang und kann ihm helfen.

Vorwürfe oder Schuldzuweisungen ('Deinetwegen ist die ganze Stimmung im Eimer') machen die Situation nur noch schlimmer. Heimweh ist kein Zeichen von Unreife oder Charakterschwäche. Der oder die Betroffene hat sich nicht aus freiem Willen zur Traurigkeit entschieden. Deshalb bringen Rügen überhaupt nichts. Ein Gespräch mit der Klasse über das Anliegen einer einzelnen Person ist indiskret. Kein Kind möchte, dass sein Kummer im Beisein seiner Mitschülerinnen und Mitschüler zum Gesprächsthema wird.

Wenn andere das Problem mitbekommen haben oder die Lehrkraft darauf hinweisen, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Der Hinweis durch Dritte kann durchaus ein Zeichen von Hilfsbereitschaft sein: Die übrigen Mitbewohnerinnen oder Mitbewohner im Zimmer haben gemerkt, dass jemand aus ihrer Runde Heimweh hat. Sie möchten ihm gerne helfen, können es aber nicht allein. Deshalb holen sie eine erwachsene Person mit ins Boot. Solch ein Verhalten ist sehr lobenswert und spricht für einen sozialen Umgang in der Klasse.

Anders sieht es aus, wenn der oder die Betroffene dem Gespött der Klasse preisgegeben wird. Ein absichtliches Lächerlichmachen sollte von Lehrkräften auf keinen Fall geduldet werden. Du kannst den Beteiligten zum Beispiel antworten, dass Heimweh nichts ist, worüber man lachen darf. Grundsätzlich kann jeder oder jede aus der Klasse davon betroffen sein. Diese Tatsache kann bereits während der Planungsphase vor der Reise thematisiert werden.

Ein nicht unerheblicher Teil von Lehrerinnen und Lehrern hat die Angewohnheit, von Heimweh geplagte Schützlinge um jeden Preis auf andere Gedanken bringen zu wollen. Dieses Bestreben ist für sich gesehen sehr positiv. Allerdings macht die Dosis das Gift: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Betroffene von Heimweh brauchen genau wie alle anderen Mitreisenden einen Freiraum, in dem sie sich mit sich selbst beschäftigen dürfen. Eine endlose Kette an Aufforderungen bewirkt das Gegenteil und kann die traurige Grundstimmung der betroffenen Person sogar verschlimmern.

Kinder in jüngeren Klassen überwinden das Heimweh oft leichter, wenn sie wenigstens am Telefon ein paar Worte mit den Eltern wechseln können. Diese Möglichkeit wird von Lehrkräften meistens als letzte Option betrachtet: Auf der Klassenfahrt geht es aus ihrer Sicht darum, eben keinen Kontakt zu den Angehörigen aufzunehmen. Wenn ein kurzes Telefonat der oder dem Betroffenen aber helfen würde, sollte die begleitende Lehrperson sich darauf einlassen und die goldene Regel des Telefonverbots vorübergehend außer Kraft setzen.


Schlusswort

Auf mehrtägigen Klassenfahrten ist Heimweh kein Einzelfall. Nicht nur die äußeren, sondern auch die 'inneren' Umstände unterscheiden sich deutlich vom gewohnten Umfeld in den eigenen vier Wänden.

Heimweh ist keine bewusste Entscheidung. Niemand nimmt sich vor, auf der Klassenreise traurig zu sein. Manchmal kann man die eigenen Emotionen aber nicht unterdrücken. In solchen Fällen haben Lehrerinnen und Lehrer die Möglichkeit, ihren Teil zur Verbesserung der individuellen Situation beizutragen. Mitunter reicht ein persönliches Gespräch als Medizin gegen Heimweh aus.

Wenn ermutigende Worte keine Wirkung zeigen und sich die Gemütslage des oder der Betroffenen nicht bessert, sollten die Eltern kontaktiert werden. Ein Aufenthalt im Schullandheim um jeden Preis hat keinen Zweck. Die Beteiligten sollten auf der Klassenreise erfahren, dass ihre Lehrerin oder ihr Lehrer Verständnis für sie aufbringt – auch und gerade dann, wenn Heimweh die Runde macht.

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