#Referendariat

Lehramtsstudium – soll ich oder soll ich nicht?

10 min Lesedauer | 18.07.2024 | Nina

Zusammenfassung

Der Berufswunsch zeichnete sich bei manchen Lehrerinnen und Lehrern noch während der eigenen Schulzeit ab, andere waren lange unschlüssig. In diesem Beitrag wollen wir euch helfen, die passende Entscheidung zu treffen.

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Nach den erfolgreich bestandenen Abiturprüfungen stehen die Absolventinnen und Absolventen vor der Frage, für welchen Beruf sie sich interessieren. Viele kennen ihre Stärken sehr gut und ziehen bereits ein konkretes Berufsbild in Erwägung.  Andernfalls ist man erst noch auf der Suche nach dem perfekten Job und muss sich zunächst orientieren.

Was macht den Lehrberuf so besonders?

Als Lehrkraft verbindet man fachspezifische Kenntnisse mit pädagogischen Kompetenzen. Angehende Lehrerinnen und Lehrer kommen bereits während des Studiums mit Inhalten aus dem Fachbereich der Pädagogik in Berührung. Mit dem pädagogischen Wissen werden Soft Skills erworben und vertieft, die eine geeignete Lehrperson in ihrem zukünftigen Beruf unbedingt benötigt.

Die Wissensvermittlung nimmt einen grundlegenden Stellenwert ein: Lehrerinnen und Lehrer vermitteln der Klasse oder dem Kurs Fachwissen in Mathematik, Fremdsprachen oder künstlerisch-musischen Fächern. Darin unterscheidet sich das Berufsbild einer Lehrkraft von anderen Jobs im pädagogischen Bereich: Sozialpädagoginnen und -pädagogen arbeiten ebenfalls mit Kindern oder Jugendlichen zusammen. Ihr Aufgabenbereich liegt aber nicht in der primären Vermittlung von Fachkenntnissen, sondern in der Rolle als Ansprechpartner. Lehrkräften in Bildungseinrichtungen kommen beide Funktionen zu.

Woran erkenne ich, dass der Beruf der Lehrerin oder des Lehrers für mich infrage kommt?

Der Berufswunsch zeichnete sich bei manchen Lehrerinnen und Lehrern noch während der eigenen Schulzeit ab. Andere Lehrkräfte übten zunächst einen anderen Beruf aus, ehe sie sich für ein Studium auf Lehramt immatrikulierten.

Beiden Laufbahnen ging eine Phase der Reflexion voraus. In dieser Phase wird man sich seines (neuen) beruflichen Ziels bewusst.

Welche Fähigkeiten benötigen Lehrkräfte in ihrem Beruf?

Die folgenden Qualifikationen beziehen sich auf die fachlichen Aspekte und auf die soziale Komponente des Lehrberufs.

Fachliche Aspekte des Lehrberufs

  1. Ich habe eine gute Auffassungsgabe und kann mir neues Wissen schnell aneignen.
  2. Ich kann das erworbene Fachwissen in eigenen Worten wiedergeben.
  3. Das erworbene Wissen bleibt mir lange im Gedächtnis. Von dort aus kann ich es jederzeit abrufen.
  4. Ich fasse mein Wissen mit eigenen Worten prägnant und 'auf den Punkt' zusammen, sodass es auch eine außenstehende Person ohne Fachkenntnisse versteht.
  5. Es fällt mir leicht, Sachverhalte oder komplexe Zusammenhänge zu erklären.
  6. Ich kann analytisch denken.
  7. Ich bin ein Organisationstalent und kann gut improvisieren.

Lehrerinnen und Lehrer vermitteln nicht nur Wissen, sondern erlangen selbst neue Erkenntnisse. Eine gute Auffassungsgabe ist schon in der Studienzeit gefragt. Mit dem Eintritt ins Referendariat bereiten angehende Lehrkräfte erstmalig ihre eigenen Unterrichtsstunden vor. Bei der Vorbereitung arbeiten sie sich in das Thema der Stunde ein und bilden sich auf diese Weise selbst weiter. Im Unterricht geben sie ihr eigenes Fachwissen an die Mitglieder der Klasse weiter. Somit geht die Wissensvermittlung auch immer mit einem vorangegangenen Wissenserwerb einher.

In der Unterrichtsstunde bringt die Lehrperson der Klasse neue Themen mitsamt ihren inhaltlichen Aspekten näher. Die Schülerinnen und Schüler müssen die Inhalte des Themas begreifen und von Grund auf verstehen, um selbst zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Hier kommt es auf die Fähigkeiten der Lehrkraft an: Eine gute Lehrerin oder ein guter Lehrer kann Sachverhalte leicht verständlich vermitteln und inhaltliche Zusammenhänge altersgerecht erklären. Fragen vonseiten der Schülerschaft werden auf dieselbe Art und Weise beantwortet. Wer über beide Fähigkeiten verfügt, macht der Klasse den Einstieg in eine neue Thematik leichter. Darüber hinaus darf die Begeisterung an den eigenen Unterrichtsfächern nicht geringgeschätzt werden – wenn eine Lehrkraft ihren Job gerne ausübt, überträgt sich diese Freude schnell auf die Klassengemeinschaft.

Eine analytische Denkweise ist im Lehrberuf ebenso notwendig wie die Fähigkeit zur Improvisation. Bei der Aneignung und Vermittlung von Fachwissen kommt es auf analytisches Denken an. Wer einen Sachverhalt analysiert, betrachtet ihn von allen Seiten und geht auf die unterschiedlichen Facetten eines Themas ein. In fast jeder Unterrichtsstunde stellen einzelne Klassenmitglieder Fragen zu einem thematischen Aspekt oder bringen Gedanken mit ein, an die selbst die Lehrkraft noch nicht gedacht hat. In solchen Situationen greifen Lehrerinnen und Lehrer wieder auf ihr analytisches Geschick zurück. Die Frage oder Feststellung des Klassenmitgliedes wird analysiert und in einen sinnvollen Kontext zum Thema der Stunde gesetzt.

In der Schule gleicht kein Tag dem anderen. Lehrkräfte müssen nicht nur organisieren, sondern auch improvisieren können. Bei der Planung der Unterrichtsstunde gehen Lehrerinnen und Lehrer durchdacht vor und strukturieren die Stunde vorausschauend. Für eventuelle Verzögerungen (z.B. Arbeitsaufträge, die länger dauern als erwartet) wird eine zusätzliche Pufferzeit eingeplant. In manchen Fällen stellen sich während des Unterrichts unerwartete Situationen ein. Auf sie muss eine Lehrkraft angemessen reagieren können.

Soziale Aspekte des Lehrberufs

  1. Die Arbeit mit Kindern und/oder Jugendlichen gehört zu meinen besonderen Stärken.
  2. Ich kann mich gut in die Gedankenwelt von Kindern und Jugendlichen hineinversetzen.
  3. Ich arbeite ausdauernd und verliere auch dann nicht die Geduld, wenn ich meinem Gegenüber einen Sachverhalt mehrfach erklären muss.
  4. Ich bin teamfähig.
  5. Ich besitze die Fähigkeit, ein gutes Vorbild für Kinder und Jugendliche zu sein.
  6. Ich betrachte Kinder und Jugendliche nicht nur als Altersgruppe, sondern sehe auch die einzelnen Persönlichkeiten mit ihren individuellen Stärken und Schwächen.
  7. Mitglieder aus meinem Bekannten- oder Kollegenkreis haben mir oft mitgeteilt, dass ich eine gute Lehrkraft wäre.

Als Lehrerin und Lehrer arbeitet man jeden Tag mit Kindern oder Jugendlichen zusammen. Spaß an der Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern ist eine grundlegende Voraussetzung, reicht aber als einziges Argument für die Ergreifung des Lehrberufs nicht aus. Pädagogische Expertise ist ebenfalls unerlässlich. Daneben ist ein empathischer Umgang mit der Schülerschaft notwendig. Eine pädagogisch versierte Lehrkraft kann sich in ihre Schülerinnen und Schüler hineinversetzen und ist in der Lage, ihre Ansichten oder Sorgen nachzuvollziehen. Diese soziale Kompetenz befähigt Lehrpersonen zu einem Austausch mit der Schülerschaft, bei dem beide Seiten etwas voneinander lernen können.

Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Leistungsstände in einer Klasse spielt sowohl Empathie als auch Geduld eine Rolle. Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler verstehen Inhalte von neuen Themenbereichen oft auf Anhieb. Wer nicht zu den Leistungsträgern der Klasse zählt, braucht für die Aneignung von neuem Wissen mehr Zeit. Auch bei wiederholten Fragestellungen zu einem Thema aus der Unterrichtsstunde ist eine geduldige, sachliche Reaktion von der Lehrperson gefragt. Stressresistenz ist eine Eigenschaft, die Lehrerinnen und Lehrer an allen Schulformen definitiv benötigen.

Die Arbeit mit den Kolleginnen oder Kollegen erfordert ein hohes Maß an Teamfähigkeit. Dasselbe gilt für den Umgang mit der Schülerschaft. Wer auf andere Menschen eingehen kann, sich ihnen gegenüber rücksichtsvoll verhält und Diskussionen auf einer sachlichen Ebene führt, ist teamfähig. Selbstverständlich kennen Lehrerinnen und Lehrer Arbeitsphasen, in denen sie sich ohne fremde Hilfe allein mit einer Aufgabe auseinandersetzen. Beim Austausch oder der Zusammenarbeit mit Mitgliedern aus dem Kollegium sind die oben genannten Qualifikationen jedoch eine Notwendigkeit.

In unserer modernen Gesellschaft geht die Tätigkeit der Lehrkraft weit über die Rolle als Wissensvermittler hinaus. Lehrerinnen und Lehrer sollten für ihre Klasse eine Vorbildfunktion haben. Ein selbstsicheres Auftreten, fachliche Kompetenz sowie im wahrsten Sinne des Wortes vorbildliche Eigenschaften werden von den Kindern und Jugendlichen positiv wahrgenommen. Wenn eine Lehrperson der Klasse Wertschätzung entgegenbringt, bringt sie ihre Anerkennung zum Ausdruck. Deshalb sollten Lehrerinnen und Lehrer nicht nur den Klassenverband als Gruppe betrachten, sondern jedes einzelne Mitglied der Klassengemeinschaft als Individuum ansehen.

Feedback von einem engen Freund, einer Verwandten oder einem Kollegen hilft während der beruflichen Findungsphase weiter. Wer in der Vergangenheit mehrfach darauf angesprochen wurde, dass er oder sie 'ein richtig toller Lehrer wäre', kann solche Rückmeldungen bei der finalen Entscheidung in die Waagschale werfen. Im umgekehrten Fall hat man den Beruf als Lehrkraft für sich selbst bisher nicht in Betracht gezogen. Positive Äußerungen von Verwandten oder Freunden können dazu führen, dass man die eigene berufliche Laufbahn komplett neu ausrichtet und eine Karriere im Schuldienst anstrebt.

Was ist noch zu beachten?

Ein gefestigter Berufswunsch ist eines der wichtigsten Kriterien, welche bei der Entscheidung für den Lehrberuf zu berücksichtigen sind. In dem Zusammenhang muss die kritische Überprüfung des beruflichen Ziels erwähnt werden. Praktische Erfahrungen helfen dabei, den Berufswunsch zu hinterfragen. Bei einer Hospitation in einer Schule bekommt man erste Einblicke in das 'echte Leben' als Lehrkraft. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen sind entweder eine Bestätigung oder eine Revidierung des Berufsziels.

Schule ist nicht gleich Schule. Im deutschen Bildungssystem wird zwischen dem Alter und dem Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler unterschieden. Die Bedeutung der Altersgruppe ist an der Aufteilung zwischen Grundschule und weiterführender Schule zu erkennen. Wer sich für den Beruf als Lehrkraft interessiert, muss sich fragen, an welche dieser Schulformen er oder sie in Zukunft tätig sein möchte. Diese Überlegung setzt eine (Selbst-)Reflexion der eigenen Fähigkeiten und auch charakterlichen Eigenschaften voraus.

Schlusswort

Im Lehrberuf ist es nicht anders als in anderen Berufs- und Tätigkeitsbereichen. Man muss für den Job geeignet sein. Viele Lehrkräfte hatten schon als Kinder den Wunsch, einmal selbst als Wissensvermittler vor einer Klasse zu stehen. Bei anderen Lehrerinnen und Lehrern kam diese Erkenntnis später, was ihrer Freude an ihrem Beruf aber nicht abträglich ist.

Als Lehrkraft braucht man neben einem breit gefächerten Fachwissen soziale Kompetenzen, ohne die der tägliche Umgang mit den Klassenmitgliedern nicht möglich ist. Deshalb sollten sich angehende Lehramtsstudierende noch vor der Immatrikulation an der Universität in dieser Hinsicht selbst kritisch hinterfragen. Dieser Schritt erfordert sehr viel Mut, eröffnet aber auch neue berufliche Perspektiven.

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