Spätestens seit Anfang des Jahres 2023 kommt niemand an der künstlichen Intelligenz vorbei, die häufig als KI abgekürzt wird: Forscherinnen und Forscher diskutieren über die Chancen und Risiken von künstlicher Intelligenz. Berufstätige befürchten einen Jobverlust, da in vielen Branchen künstlich intelligente Geräte als Ersatz für menschliche Arbeitskräfte eingesetzt sollen.
Auch im Schulsystem hält die künstliche Intelligenz Einzug. Sie wird für Lernprogramme oder Unterrichtseinheiten genutzt. Dieser neue technische Fortschritt hat sowohl Vorteile als auch Schattenseiten, deren Konsequenzen nicht nur Einzelpersonen betreffen.
Was ist künstliche Intelligenz?
Bei künstlicher Intelligenz handelt es sich um einen Sachverhalt aus dem informatischen Bereich. Technische Vorrichtungen sollen dahingehend programmiert werden, dass sie wie ein menschliches Gehirn funktionieren. Analytisches Denken und vorausschauendes Planen machen einen grundlegenden Teil von KI aus. Erworbene Erkenntnisse sollen langfristig gespeichert und nach Bedarf abgerufen werden können.
Welche Formen von künstlicher Intelligenz gibt es?
KI betrifft einen Großteil des wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens. Darüber hinaus ist sie eng mit Forschungsansätzen aus der Philologie, Philosophie und Ethik verknüpft.
Solche Technologien werden zumeist für wissenschaftliche Untersuchungen in Fachbereichen angewandt. ChatGPT zählt hingegen zu den ‚alltagsnahen‘ Medien, deren Funktion durch künstliche Intelligenz gesteuert wird. Bei der Nutzung dieses sogenannten Chatbots werden Aufträge (‚Schreibe ein Exposé über die Kernspaltung‘) in ein Textdokument umgewandelt. Das Programm greift auf Informationen zurück und verarbeitet sie zu einer Reinschrift. Vonseiten der Nutzerin oder des Nutzers besteht kein weiterer Handlungsbedarf. Der ‚aktive Schreibvorgang‘ wird von dem jeweiligen Programm ausgeführt.
Vor- und Nachteile von künstlicher Intelligenz
Was spricht für und gegen künstliche Intelligenz? Welche Konsequenzen haben die Vor- und Nachteile für die Wissensvermittlung im Klassenzimmer? In der folgenden Gegenüberstellung wird KI als Tool zum Lernen und Lehren analysiert.
Vorteile:
- Künstliche Intelligenz ermöglicht einen themenspezifischen Abruf von erlerntem Wissen. Deshalb wird sie im schulischen Kontext auch als maschinelles Lernen bezeichnet.
- In der Schulverwaltung trägt KI zu einer erheblichen Entlastung bei. Tabellen und Listen müssen nicht mehr von den Mitarbeitenden angefertigt werden. Diese Tätigkeiten fallen Systemen mit sogenannter Assistenzfunktion zu.
- Angebote zur Wissensvertiefung lassen sich auf die Fähigkeiten und den Leistungsstand des Individuums zuschneiden.
Nachteile:
- Vor allem im Sprachunterricht oder beim Verfassen von Texten kann eine Lehrkraft kaum beurteilen, ob das Gedankengut von der Schülerin bzw. dem Schüler oder von dem genutzten Schreibprogramm stammt.
- Künstliche Intelligenz kann eine Überforderung für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler darstellen.
- Geräte mit KI sind in der Lage, Wissen zu kategorisieren und neue Informationen zu ‚erlernen‘. Über Soft Skills wie Empathie oder Mitgefühl verfügen sie jedoch nicht. Folglich kann künstliche Intelligenz den persönlichen Dialog zwischen der Klasse und der Lehrkraft nicht ersetzen.
- Gespeichertes Wissen wird von KI nicht in jedem Fall korrekt angewandt. Deshalb darf die Nutzung solcher Programme nicht als Ersatz für reflektiertes und kritisches Denken zweckentfremdet werden. Wer einen Text in der Hand hält, sollte den Inhalt prüfen – auch dann, wenn künstliche Intelligenz als Werkzeug angewandt wurde.
Welche Auswirkungen hat künstliche Intelligenz auf das Bildungssystem?
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen Forschungsergebnisse zum Thema KI in Schulen über einen mehrjährigen Zeitraum hinweg untersuchen und auswerten, um eine langfristige Prognose aufzustellen.
Wissensvermittlung wird einen kürzeren Zeitraum in Anspruch nehmen. Die Unterrichtseinheiten lassen sich dezimieren und das Kerncurriculum wird komprimierter. Auf den ersten Blick erscheint der ‚verdichtete‘ Lehrplan wie eine Belastung für Lehrkräfte und Lernende. Allerdings bieten die neuen Lernprogramme jedem Mitglied der Klasse individuelle Maßnahmen zur Revision des erlernten Unterrichtsmaterials an, sodass Nachhilfestunden überflüssig werden.
Worauf müssen Lehrkräfte bei der Nutzung von künstlicher Intelligenz achten?
Lehrkräfte sollten sich über die sachgerechte Verwendung von KI eingehend informieren. Auf diese Weise wird einer missbräuchlichen Nutzung vorgebeugt.
Im Zeitalter der Digitalisierung ist es von Bedeutung, dass Lehrpersonen die Lebenswelt ihrer Schülerinnen und Schüler kennen. Dazu gehört auch der Konsum von Medien. Technische Geräte wie Tablets oder Smartphones werden als Hilfsmittel zum Lernen verwendet. Das Tablet ersetzt in vielen Fällen herkömmliche Schreibgeräte. Auf Smartphones werden Apps heruntergeladen, mit denen die Schülerinnen und Schüler Informationen speichern und mit wenigen Klicks darauf zurückgreifen können.
Dieser alltägliche Gebrauch von Medien betrifft nicht nur die älteren Jahrgänge in weiterführenden Schulen, sondern auch Grundschülerinnen und Grunschüler. Deshalb sollten Themen wie Mediennutzung oder künstliche Intelligenz in den Unterrichtsstunden altersgerecht und vor allem frühzeitig behandelt werden.
Es ist deine Aufgabe als Lehrkraft, die Klasse auf die Vielfalt von Medienangeboten hinzuweisen und auf ihren jeweiligen Verwendungszweck einzugehen. Ein gutes Beispiel sind Lernprogramme für den PC. Neben den positiven Aspekten solcher Tools sollten die Mitglieder des Klassenverbandes auch potentielle Gefahren erkennen können. Eine differenzierte, abwägende Betrachtung bereitet sie auf einen verantwortungsvollen Gebrauch von Technik und KI vor.
Die Schulleitung kann Weiterbildungsseminare ins Leben rufen, an denen das gesamte Kollegium teilnehmen darf. Dazu zählen neben den Lehrpersonen auch die Angestellten aus dem Sekretariat. Die Kurse können von Fachkundigen geleitet werden, die mit dem Gebiet der Informatik vertraut sind und über entsprechende berufliche Qualifikationen verfügen.
KI als nächste Stufe der Digitalisierung
Künstliche Intelligenz ist einem Wandel unterworfen. Sie entwickelt sich ständig weiter und wird in den kommenden Jahren an Einfluss auf die Gesellschaft gewinnen. Im privaten und beruflichen Alltag zählt ChatGPT zu den am häufigsten genutzten Textprogrammen, deren Prozesse durch künstliche Intelligenz initiiert werden.
Das Bildungssystem ist ein grundlegender Teil unseres gesellschaftlichen Lebens. Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler greifen bereits jetzt auf technische Geräte zurück, um Wissen zu vermitteln oder erlernte Fachkenntnisse zu vertiefen. Programme mit KI sind auf beide Bereiche spezialisiert.
Es ist gar nicht möglich, das zukünftige Lehr- und Lernverhalten an Schulen unabhängig von künstlicher Intelligenz zu betrachten. Seit Jahren spielt Technik als Mittel zur Wissensaneignung eine Rolle, die bereits in den ersten Klassenstufen als Selbstverständlichkeit angesehen wird. Künstliche Intelligenz ist die nächsthöhere Ebene der Digitalisierung. Ein Stillstand ist bei KI ebenso wenig zu erwarten wie bei den bisher bekannten Medien.
Anders als bei Wissensabfragen unter der Zuhilfenahme von Smartphones & Co. übernimmt die künstliche Intelligenz alle notwendigen Denkvorgänge. Die schnelle Datenverarbeitung und Abrufbarkeit von Wissen sind zwei entscheidende Vorteile von künstlicher Intelligenz. Darüber hinaus lassen sich Lernprogramme auf die persönlichen Begabungen oder Defizite der Nutzerin oder des Nutzers anpassen.
Ein Kritikpunkt ist die Gefahr eines ‚Individualitätsverlusts‘ durch KI. Texte werden nicht mehr eigenständig, sondern durch das Aktivieren von Chatbots verfasst. Die stilistische Ebene ist mit einem selbst geschriebenen Text identisch, da künstliche Intelligenz individuelle Schreibstile speichert und auf die Schriftstücke überträgt. Als Verfasserin oder Verfasser muss man sich jedoch nicht mehr die Mühe machen, eigene Gedanken zusammenzutragen und anschließend zu Papier zu bringen. Im Unterricht würden solche Textbearbeitungsprogramme den Schülerinnen und Schülern das mühsame Schreiben und letztlich die eigene Selbstständigkeit abnehmen.
Fazit
Es ist nicht ausgeschlossen, dass Programme mit künstlicher Intelligenz die Rolle der Lehrperson ersetzen. Statt einer Lehrerin oder eines Lehrers vermitteln sie der Klasse neues Wissen. Diese Situation führt zu einem Verlust der persönlichen Interaktion zwischen Lehrkraft und Klassenverband.
Ist künstliche Intelligenz im Klassenzimmer eine Gefahr oder ein Segen? Bei sachgerechter Anwendung kann sie eine Bereicherung sein. Der Fähigkeit der korrekten Nutzung geht ein fundiertes Medienwissen voraus, welches bereits in den jüngeren Jahrgängen erlernt werden muss.
Das Ziel der Sensibilisierung besteht nicht darin, künstliche Intelligenz zu verurteilen und aus dem Unterricht zu verbannen. Vielmehr geht es darum, Schülerinnen und Schüler in frühen Klassenstufen zu einem verantwortungsvollen Gebrauch zu ermutigen. Unter diesen wünschenswerten Umständen kann sich künstliche Intelligenz doch noch als Glücksfall für das Schulsystem herausstellen.