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Gezielte Förderung in heterogenen Klassen

10 min Lesedauer | 10.04.2024 | Nina

Zusammenfassung

Jedes Kind ist anders und hat andere Stärken oder Schwächen. Die heterogene Zusammensetzung einer Klasse macht die Unterrichtsgestaltung oft zur Herausforderung. Schließlich möchte man allen Kindern gerecht werden und niemanden unter- oder überfordern. Hier erfahrt ihr, wie ihr die Schülerinnen und Schüler gezielt fördern könnt.

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Die meisten schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen haben ein Lieblingsfach. In diesem Fach schreiben sie gute Klassenarbeiten und finden einige Themen des Kerncurriculums besonders interessant. Andere Mitglieder der Klasse erbringen durchschnittliche Leistungen in den einzelnen Fächern. Ihre Noten fallen mal besser, mal schlechter aus. Dieses ausgewogene Verhältnis spiegelt sich in den Zeugnissen wider. Ein weiterer Prozentsatz tut sich mit dem Lernen schwer. Das Wiederholen von erlerntem Wissen ist für sie ebenso mühsam wie das Einprägen von neuem Unterrichtsstoff. Diese vielschichtigen Abstufungen aller Kenntnisstände ergeben den Leistungsdurchschnitt der Klasse.

Wie beeinflusst Heterogenität im Klassenzimmer den Unterrichtsablauf?

Bei der Unterrichtsplanung sollten die verschiedenen Leistungsstände berücksichtigt werden. Das ist leichter gesagt als getan. Selbst für Lehrkräfte mit einer langjährigen Berufserfahrung sind Unterrichtsstunden in heterogenen Klassen herausfordernd. Für frisch ausgebildete Referendarinnen und Referendare ist die Anforderung umso höher.

In der Schulstunde sollten sich einfache und komplizierte Aufgaben die Waage halten. Als Einstieg ist leichtes Unterrichtsmaterial am besten geeignet. Im Laufe der Stunde kommen etwas anspruchsvollere Inhalte dazu. Zusatzaufgaben richten sich an diejenigen, die vor der Zeit fertig geworden sind oder schwierige Fragestellungen bevorzugen.

Ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen schriftlichen, mündlichen oder kreativen Übungen schafft inhaltliche Abwechslung. Zu einseitiger Unterricht verhindert die Entfaltung von individuellen Fähigkeiten. Dasselbe gilt für frontale Unterrichtseinheiten vor der Tafel: Zum Erklären und Erläutern von neuen Inhalten ist diese Art der Wissensvermittlung geeignet. Für das Vertiefen von erworbenen Fachkenntnissen sollte man als Lehrperson auf variable Methoden zurückgreifen.

Anschaulicher Unterricht ist nicht nur spannender und hat einen größeren Bezug zum Alltag, sondern hilft auch beim Lernen. Wer in der Chemiestunde einen Versuch vorführt oder die Klasse den Versuch selbst durchführen lässt, macht das Thema greifbarer.

Wie erkenne ich Begabungen oder fachliche Schwächen in einer heterogenen Klasse?

Je größer die Klasse ist, umso schwerer ist die Potenzialanalyse. Aus diesem Grund ist der Dialog mit Kolleginnen und Kollegen aufschlussreich. Fragen wie 'Ist dir eigentlich aufgefallen, wie gut Steffi in Mathe ist?' oder auch Feststellungen ('Thorben geht in Kunst ja total auf') eignen sich als einleitende Sätze, um über die verschiedenen Talente der Klassenmitglieder ins Gespräch zu kommen.

Im Unterricht solltest du als Lehrkraft während der stillen Arbeitsphasen durch die Klasse gehen und schauen, wie die Einzelnen mit den Aufgaben zurechtkommen. Beim Rundgang empfiehlt sich ein Blick auf das Verhalten der Anwesenden:

1. Wer bittet wiederholt um Hilfe oder hat immer wiederkehrende Fragen zu bestimmten Themen?
2. Wer braucht keine Unterstützung und ist vor der Zeit mit seinen Aufgaben fertig?
3. Bei wem ist das Verhältnis zwischen selbstständigem Arbeiten und Bitten um Unterstützung ausgeglichen?

Die Beobachtung der Einzelnen sollte über einen längeren Zeitraum hinweg erfolgen. Nach einigen Wochen kannst du die Leistungsstände der Klassenmitglieder genauer einschätzen.

Das Erstellen von Zusatzaufgaben richtet sich an alle Lernenden, die ihre Aufgaben vor der Zeit beendet haben. Wer für die Bearbeitung etwas länger braucht, sollte nicht unter Druck gesetzt werden. Auf diese Weise fühlen sich leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler nicht überfordert, während sich die Leistungsstärkeren mit komplexen Aufgaben beschäftigen können. So wird eine fachspezifische Förderung ermöglicht.

Während der Arbeitsphasen sollte die Lehrperson ansprechbar sein. Grundsätzlich benötigen weniger leistungsstarke Schülerinnen und Schüler mehr Unterstützung. Trotzdem – oder gerade deshalb – dürfen auch die 'Klassenbesten' nicht zu kurz kommen. Sie sind ebenso auf die Lehrkraft angewiesen wie der Rest der Klasse.

Als Lehrkraft kannst du einen wesentlichen Teil zur Förderung besonderer Begabungen beitragen. Es spricht nichts dagegen, eine Unterrichtsstunde als offene Gesprächsstunde zu nutzen. In dieser Stunde kommen alle Anwesenden zu Wort. Jeder darf seine Fragen, Wünsche oder Sorgen vortragen. Es kommt bei der Klasse besonders gut an, wenn die Lehrerin oder der Lehrer um Feedback bittet.

Fragestellungen an die Klasse:

•    Wer kommt im Unterricht gut mit?
•    Wem geht es manchmal zu schnell?
•    Findet ihr, dass ich die Themen gut erkläre?
•    Wem fallen die Aufgaben schwer?
•    Wer findet sie zu einfach?
•    Könnt ihr die Kapitel im Lehrbuch vom Inhalt her verstehen?
•    Gibt es von eurer Seite aus noch Vorschläge und Ideen für den Unterricht?

Wie lassen sich diese Fähigkeiten am besten fördern?

An vielen Schulen gibt es Arbeitsgemeinschaften, in denen die Mitglieder ihren individuellen Neigungen ohne den Zwang von Klausuren oder Leistungsabfragen nachgehen. In jeder Arbeitsgemeinschaft wird ein bestimmtes Thema aus Bereichen wie Sprachen, Naturwissenschaften oder Kunst behandelt. Manche Arbeitsgruppen befassen sich mit Inhalten, die nicht zwangsläufig etwas mit den regulären Schulfächern zu tun haben. Dazu zählen Angebote wie die Entwicklung von Strategiespielen oder das Einstudieren von Bühnenstücken, die in der Schule aufgeführt werden.

Bei der Hochbegabtenförderung werden die Fähigkeiten gezielt herausgearbeitet und ausgebaut. Die Schule bietet solche Förderungsmaßnahmen an oder verweist auf entsprechende Institutionen. Überdurchschnittliche Begabungen werden im Rahmen des Unterrichts oder eher beiläufig im privaten Bereich entdeckt.

Während einer Projektwoche findet kein herkömmlicher Unterricht nach Lehrplan statt. Die Schülerinnen und Schüler finden sich in kleinen Gruppen zusammen, um sich intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen, welches ihren Interessen entspricht.

Gesamtschulen und Gymnasien bieten besonders talentierten Schulpflichtigen die Möglichkeit eines Frühstudiums. Die Teilnahme ist allerdings erst ab den Oberstufenjahrgängen eine Option. Im Rahmen des Frühstudiums suchen die Schülerinnen und Schüler eine Universität oder Fachhochschule auf, um erste Einblicke in das akademische Umfeld zu bekommen.

Förderungsmaßnahmen für stärkere Schülerinnen und Schüler auf einen Blick:

•    Interessen- und Arbeitsgemeinschaften
•    Hochbegabtenförderung
•    Externe Kurse
•    Themenspezifische Projektwochen
•    Frühstudium (ab der Oberstufe)

Wie erkenne ich fachliche Defizite?

Lehrkräfte sollten ihren Schützlingen ein offenes Ohr schenken. Oftmals werden Einschätzungen über die eigenen Fähigkeiten beiläufig kommuniziert. In jüngeren Klassenstufen benennen viele Grundschulkinder ihre Schwächen mit unmissverständlichen Worten: 'Das kann ich gar nicht' oder 'Ich weiß überhaupt nicht, wie man das rechnet' sind keine Phrasen, sondern deuten auf Wissenslücken hin.

Ein weiterer Punkt sind die Ergebnisse von schriftlichen Leistungsabfragen. Gelegentliche Misserfolge weisen nicht immer auf gravierende Lernschwächen hin. Sollte sich bei bestimmten Mitgliedern der Klasse eine Tendenz herausstellen, besteht Handlungsbedarf.

Welche Förderungsmaßnahmen gibt es?
Der Leistungsgedanke unserer Gesellschaft reicht bis in das Schulleben hinein. Probleme beim Lernen werden nicht selten als Schwäche oder persönliche Unzulänglichkeit angesehen.

Als Lehrkraft sollte man lernschwachen Kindern oder Jugendlichen nicht das Gefühl geben, schlecht zu sein. Gib ihnen als Ausgleich zu verstehen, dass ihr Wert als Person nicht von ihren Schulleistungen abhängt. Solche ermutigenden Worte machen stark. Für Schülerinnen und Schüler mit Lernschwächen sind bereits kleine Erfolge große Fortschritte. Dafür sollten sie auch gelobt werden.

Nachhilfestunden werden vor Ort in der Schule oder von Nachhilfelehrkräften gegeben. Die Inanspruchnahme einer Nachhilfelehrkraft ist mit Kosten verbunden. Schulinterne Förderungsangebote sind in der Regel kostenlos.

Wenn Kinder oder Jugendliche ihre Probleme beim Lernen als Belastung empfinden, ist die Unterstützung durch Schulpsychologinnen und -psychologen hilfreich. Hier steht nicht der Lernstoff im Vordergrund. In den Einzelsitzungen geht es darum, ein stabiles Selbstbewusstsein zu entwickeln und Schulnoten nicht als Maßstab für die eigene Persönlichkeit überzubewerten.

Förderungsmaßnahmen für schwächere Schülerinnen und Schüler auf einen Blick:

•    Ermutigung durch die Lehrkraft
•    Grundkurse zur Vertiefung von elementaren Fachkenntnissen
•    Nachhilfe (in der Schule oder privat)
•    Beratung durch Schulpsychologinnen und -psychologen als begleitende Maßnahme

Förderung in heterogenen Klassen – zusätzliche Ratschläge

Im Unterricht neigen nicht wenige Lehrkräfte dazu, die Klasse in Jungs und Mädchen zu kategorisieren: Schülern fallen mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer leichter, während Schülerinnen in Kunst oder Fremdsprachen bessere Leistungen erbringen.

Diese stereotypen Ansichten entsprechen nicht der Realität: Zwar sind in vielen Mathekursen mehr männliche als weibliche Teilnehmer anzutreffen. Dieses ungleiche Verhältnis geht jedoch auf die Sozialisierung zurück. Schülerinnen wird häufig in jungen Jahren vermittelt, dass sie schlechter rechnen oder forschen können als ihre männlichen Klassenmitglieder. Solche Annahmen werden oft unhinterfragt verinnerlicht. Auf diese Weise sind die Fähigkeiten der Betreffenden erheblich eingeschränkt. Ein Unterricht ohne Stereotypisierungen schafft einen größeren Handlungsspielraum für alle Beteiligten.

Elternsprechtage sind eine hervorragende Gelegenheit, um die Schülerinnen und Schüler aus einem anderen Blickwinkel besser kennenzulernen. In den Gesprächen mit den Eltern tauschen sich beide Seiten aus. Als Klassenleitung oder Fachlehrkraft kannst du den Leistungsstand des jeweiligen Klassenmitgliedes sachlich beurteilen. Im Anschluss besprichst du deine Einschätzungen mit den Eltern und fragst sie, welchen Eindruck sie von den Fähigkeiten (oder auch Defiziten) ihres Kindes haben.

Als Lehrperson kannst du die Eltern dahingehend beraten, indem du bestimmte Förderungsangebote empfiehlst. Für diese Beurteilung muss man sowohl den Leistungsstand als auch die Persönlichkeit des Kindes einschätzen können. Das Ziel solcher Angebote besteht jedoch immer in einer Verbesserung oder Konsolidierung von schulischen Leistungen.

Schlusswort

Jeder hat etwas, das er besonders gut kann. Stärken gehören genauso selbstverständlich zum Schulalltag dazu wie Misserfolge oder Schwierigkeiten beim Lernen. Diese unterschiedlichen Leistungsniveaus kristallisieren sich in heterogenen Klassengemeinschaften besonders deutlich heraus. Bei der Förderung von Stärken und Schwächen ist es sinnvoll, die Klassengemeinschaft nicht ausschließlich als Einheit zu sehen. Klassen setzen sich aus einzelnen Mitgliedern zusammen. Jedes Mitglied braucht die Unterstützung der Lehrkraft. Diesen Schritt musst du nicht allein bewältigen. Mit der Hilfe von Kolleginnen und Kollegen oder der Klassenleitung lassen sich fachliche Stärken fördern und Wissenslücken füllen.

Neben fachlichen Leistungen kommt es auch auf soziale Kompetenzen an. Manche Schülerinnen und Schüler sind leistungsschwächer, bringen dafür jedoch ein hohes Maß an Empathie mit. Auch solche Fähigkeiten können eine echte Bereicherung für die Klasse sein. Je früher soziale Werte in der Schule gefördert werden, umso wahrscheinlicher ist ein differenziertes Verständnis von fachlichen Fähigkeiten und innerer Stärke.

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