#Tipps-für-den-Schulalltag

Entspannter umgehen mit heterogenen Klassen

8 min Lesedauer | 12.03.2024 | Nina

Zusammenfassung

Wie kann man als Lehrkraft auf Leistungsunterschiede eingehen und sie zielführend in den Unterrichtsverlauf integrieren? Wir geben praxisbezogene Ratschläge für die Organisation der Unterrichtsstunden.

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Die Konstellation in einer Klasse ist reiner Zufall. Vor den Sommerferien oder dem Übergang in eine neue Schule werden die Klassengemeinschaften nach dem Zufallsprinzip zusammengestellt. Freundschaftswünsche lassen sich zumeist umsetzen, sodass die Schülerinnen und Schüler wenigstens einige Mitglieder der neuen Klasse bereits kennen.

Das Leistungsgefälle wird bei der Zusammensetzung der Klassenverbände jedoch nicht berücksichtigt. Manchmal stellt sich der Zufall als Glücksfall heraus: Es herrscht ein relativ homogenes Leistungsniveau vor, welches die Planung und Durchführung des Unterrichts einfach macht.

In anderen Fällen zeigen sich massive Unterschiede bei den einzelnen Mitgliedern der Klasse: Ein paar wenige Schülerinnen und Schüler kristallisieren sich als Wissenselite heraus, ein weiterer Prozentsatz macht den Mittelteil aus. Hinzu kommen die Leistungsschwachen, denen das Lernen Schwierigkeiten bereitet. In diesem Fall spricht man von Heterogenität.

Diese Situation betrifft keineswegs nur Oberschulen, bei denen Mitglieder der ehemaligen Haupt- und Realschule gemeinsam unterrichtet werden. Selbst in Gymnasien oder berufsbildenden Schulen gibt es Klassen mit sehr unterschiedlichen Leistungsständen.

Wie kommt es zu solchen Unterschieden?

Es gibt mehrere Ursachen für heterogene Leistungsstände in Schulklassen. Der relevanteste Aspekt ist die Individualität eines jeden Klassenmitglieds. Manche Schülerinnen und Schüler sind naturwissenschaftlich begabt, andere haben ihre persönlichen Talente im Bereich der Fremdsprachen. Im Umkehrschluss bedeutet diese variable Interessenverteilung, dass alle Anwesende auch fachliche Defizite haben. Die Ausprägung der Wissenslücken ist ebenso unterschiedlich wie die jeweiligen Stärken.

Es kommt zudem vor, dass potenzielle Fähigkeiten oft unentdeckt bleiben und nicht angemessen gefördert werden können. Das Übersehen von Begabungen ist den familiären und/oder schulischen Rahmenbedingungen geschuldet. Wenn Kinder oder Jugendliche wenig Rückhalt in ihren Familien haben und die Eltern über schulische Themen nicht informiert sind, werden Interessen oder besondere Fähigkeiten nicht erkannt. Ähnliches geschieht an Schulen, wo die reine Wissensvermittlung vorrangig ist und die Lehrkräfte nicht ausreichend auf die einzelnen Beteiligten eingehen.

Die fehlende Anteilnahme an den Schülerinnen und Schülern mitsamt ihrer Persönlichkeit hat verschiedene Gründe: An manchen Schulen fehlen schlichtweg die finanziellen oder zeitlichen Mittel für eine individuelle Förderung. Ebenso entscheidend sind die Ressourcen der Lehrkraft. Ohne einen zeitlichen Einsatz von Lehrerinnen- oder Lehrerseite aus können Stärken nicht 'herausgearbeitet' werden.

Was macht den Unterricht in heterogenen Klassen zur Herausforderung?

Als Lehrerin oder Lehrer ist es deine Aufgabe, die gesamte Klasse 'mit ins Boot' zu holen. Bei der Planung der Unterrichtseinheiten muss die Lehrkraft auf die unterschiedlichen Leistungsstände Rücksicht nehmen. Die Schulstunden in dem jeweiligen Unterrichtsfach dürfen weder zu leicht noch zu schwer sein. Zu einfacher Stoff führt auf Dauer zu einem anspruchslosen Unterricht, bei dem sich die Leistungsstarken unterfordert fühlen. Zu komplizierte Inhalte sind für die leistungsschwächeren Anwesenden fast unüberwindbare Hürden.

Das Einschlagen eines Mittelwegs fordert die Lehrkraft heraus. Die Notwendigkeit, alle Schülerinnen und Schüler durch den Unterricht zu führen, setzt sowohl eine fachliche als auch eine pädagogische Expertise voraus.

Im Referendariat sehen sich zukünftige Lehrkräfte mit eben dieser Problematik konfrontiert. Während der Studienjahre stand die Theorie im Vordergrund. Mit dem Beginn des Referendariats lernen sie den praktischen Teil mit seinen Facetten kennen, zu denen auch Heterogenität im Klassenzimmer gehört. Nicht nur für frisch ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch für alteingesessene Fachlehrkräfte ist die Schere zwischen überdurchschnittlich begabten und lernschwachen Kindern herausfordernd. Im Gegensatz zu den langjährigen Mitgliedern des Kollegiums fehlt es 'den Neuen' an praktischer Erfahrung.

Worin bestehen die Chancen für die Klasse und die Lehrkraft?

Erfahrene Lehrerinnen und Lehrer sehen ihre Klassen nicht ausschließlich als große Gemeinschaft. Jede Klasse setzt sich aus einzelnen Mitgliedern zusammen, die mit ihren unverwechselbaren Talenten und Defiziten eine vielschichtige Gemeinschaft bilden. Diese Tatsache gerät im Unterricht oft in Vergessenheit. Eine differenzierte Betrachtung richtet das Augenmerk auch auf die Einzelnen der Klassengemeinschaft.

Verschiedene Leistungsstände im Klassenverband - nützliche Tricks für den Unterricht

Du bist Leitung oder Fachlehrkraft einer heterogenen Klasse und möchtest das Bestmögliche aus den Unterrichtsstunden herausschöpfen? Dann helfen dir die folgenden Ratschläge.

Ein regelmäßiger Austausch mit dem Kollegium ist Gold wert. Vor allem im Referendariat profitieren angehende Lehrkräfte von der Erfahrung alteingesessener Kolleginnen und Kollegen. Wenn dich die Unterrichtsplanung oder -durchführung in heterogenen Klassengemeinschaften überfordert, ist ein vertrauliches Gespräch sinnvoll: Teile deinem Gegenüber deine Sorgen mit und bitte ihn um Unterstützung. Auf diese Weise lassen sich Schwierigkeiten leichter aus der Welt schaffen.

Während des Unterrichts sollte man die Anwesenden im Blick behalten: Welches Kind blüht in der Stunde auf? Wer hält sich mit Wortmeldungen zurück? Welche Klassenmitglieder langweilen sich? Wer ist motiviert bei der Sache? Die Ergebnisse werden nach der Stunde in Stichworten dokumentiert. Sie lassen Rückschlüsse auf das Potenzial der gesamten Klasse zu. Die Fähigkeiten der Einzelnen ergeben einen allgemeinen Leistungsdurchschnitt.

Keine Lehrkraft hat ein lückenloses Fachwissen. Es ist nicht schlimm, sich Fehler eingestehen zu müssen. Du solltest deshalb nicht zu streng mit dir selbst sein, wenn du an deine eigenen Grenzen stößt. Hier kann wieder der Dialog mit anderen Lehrkräften helfen. Idealerweise kennen sie die betreffende Klasse und sind in der Lage, ihren Leistungsstand zu beurteilen.

Schlusswort
Die ideale Klasse wird in jeder Hinsicht von einem Gleichklang bestimmt: Alle Mitglieder des Klassenverbands haben Spaß am Lernen, begreifen sich als Gemeinschaft, stehen in jedem Fach gut da und kommen der Lehrkraft mit ihrem Wissensdurst förmlich entgegen.

Der wahre Schulalltag sieht in der Regel anders aus. Manche Klassenleitungen oder Fachlehrkräfte haben Glück: Sie dürfen Klassen mit einem homogenen Leistungsniveau unterrichten. Dies ist jedoch eher Ausnahme statt Regel. Der Regelfall ist Heterogenität – mit all ihren Herausforderungen und Chancen.

Im Schulalltag wird zu häufig von den problematischen Seiten gesprochen, mit denen heterogene Leistungsstände in der Klasse einhergehen können. Lehrkräfte sollten diese Unterschiede vielmehr als Möglichkeit betrachten, nicht nur als wissensvermittelnde Personen zu agieren. Das Analysieren von Stärken und Schwächen ist der Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand hinaus: Er hilft dabei, eine Schulklasse nicht nur als einheitliche Gruppe, sondern als Konstellation aus vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten zu sehen.

Keine Schule ist in der Lage, sich intensivst auf jeden Einzelnen zu konzentrieren. Dazu müssen schulische Einrichtungen auch gar nicht fähig sein. In letzter Instanz ist das jeweilige Elternhaus für die Förderung des Kindes verantwortlich. Als Lehrkraft kann man allerdings die entsprechenden Weichen stellen.

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