
Die meisten Schuldirektorinnen und -direktoren handeln verantwortungsbewusst. Sie sind um das Wohl der Schülerschaft und des Kollegiums bemüht, legen Wert auf ein soziales Miteinander und werden für ihre transparenten Kommunikationsmethoden sehr geschätzt.
Ähnlich wie in anderen Berufen gibt es leider auch Negativbeispiele: In dem Fall herrscht eine angespannte Grundstimmung zwischen der Schulleitung und dem Lehrerkollegium vor. Lehrerinnen und Lehrer sprechen sensible Themen nicht an, da sie die Konfrontation scheuen. Bei Konflikten mit den Führungskräften ist die Situation besonders heikel: Als betroffene Lehrperson möchte man die Auseinandersetzung beenden, ohne für weitere Konfliktsituationen als Kettenreaktion verantwortlich zu sein.
Konflikte zwischen einzelnen Lehrkräften und der Schulleitung haben eine ganz eigene Brisanz. Mitglieder der Direktion haben eine Führungsposition und sitzen am 'längeren Hebel'. Typische Auslöser von Konfliktsituationen sind unterschiedliche Auffassungen zu pädagogischen Methoden, der Aufbau des Stundenplans sowie der Einsatz für Vertretungsstunden. Zudem geht die Einschätzung der individuellen Qualifikationen im Rahmen periodischer Beurteilungen mit einem hohen Konflikpotenzial einher.
Ist ein Konflikt mit der Schulleitung wirklich ausweglos? Diese berechtigte Frage kann zunächst verneint werden. Die Lösung der Konfliktsituation zwar kniffliger als bei Streitigkeiten 'auf Augenhöhe'., aber wir zeigen Wege auf, die dir einen Ausweg aus der problematischen Situation eröffnen.
Konflikte mit der Schulleitung – das kannst du tun
Nicht jede Meinungsverschiedenheit ist der Beginn eines schwerwiegenden Konflikts. Allerdings fängt jede Konfliktsituation klein an. So verhält es sich auch beim Umgang zwischen der Leitung und der Lehrkraft. Dein Bauchgefühl ist entscheidend. Wenn dir eine Situation mit Mitgliedern aus der Direktion befremdlich oder angsteinflößend erscheint, solltest du auf deine innere Stimme hören.
Das Bagatellisieren von Problemen ist ebenso wenig ratsam wie ein Dramatisieren von geringfügigen Streitigkeiten. In manchen Situationen lösen sich die Meinungsverschiedenheiten nach einem kurzen Gespräch von selbst. So einfach lassen sich Unstimmigkeiten mit der Leitung der Schule leider nicht immer klären.
Auch wenn es dir auf den ersten Blick so vorkommt: Du bist nicht allein. Vertraue dich nahestehenden Personen und/oder Mitgliedern aus dem Kollegium an. Erzähle ihnen von den Auseinandersetzungen mit der Schulleitung und frage sie um Rat. Niemand verlangt von dir, dass du deine Probleme ohne fremde Hilfe lösen musst. Dies ist bei Konflikten mit den Vorgesetzten kaum möglich.
Erzähle deinem Gegenüber von den Problemen mit der Schulleitung. Bitte sie um eine möglichst neutrale und sachliche Einschätzung der Situation. Eine objektive Meinung verhilft dir zu einer anderen, neuen Sicht auf den Konflikt.
Such dann das Gespräch mit der Schulleitung. Im gegenseitigen Austausch lassen sich Meinungsverschiedenheiten oder Missverständnisse ausräumen. Der Begriff 'Austausch' ist (nicht nur) im Dialog mit der Schulleitung wörtlich zu nehmen. Man tauscht die eigenen Meinungen aus, reflektiert die Ansichten des Gegenübers und kommt im besten Fall zu einem Entschluss, mit dem beide Beteiligte einverstanden sind. Wer den Gesprächstermin mit einer kompromisslosen oder uneinsichtigen Haltung wahrnimmt, bewirkt das genaue Gegenteil. Mit einer offenen Einstellung zu deiner Gesprächspartnerin oder deinem Gesprächspartner kannst du zu einem guten Ausgang des Gesprächs beitragen.
Konflikte als Chance
Nicht nur beim geselligen Beisammensein im Lehrerzimmer lernt man seine Kolleginnen, Kollegen oder Vorgesetzten näher kennen. Gerade in Konfliktsituationen zeigen sich die Betreffenden von einer anderen Seite.
Du kannst versuchen, die Ursache für den Konflikt herauszufinden. Im ersten Schritt analysierst du die Verhaltensweise der Leitung: Weshalb hat gerade diese Ursache eine Auseinandersetzung mit deinen Vorgesetzten ausgelöst?
In einem Gespräch mit den Beteiligten kannst du die Ergebnisse deiner Analyse als rhetorisches Mittel nutzen. Wer auf seinen Gesprächspartner eingeht und ihm Verständnis entgegenbringt, zeigt Kompromissbereitschaft. Diese Fähigkeit ist vor allem im Verhältnis zwischen Lehrkräften und Vorgesetzten von großer Bedeutung. Mache deinem Gegenüber deutlich, dass dir an einer harmonischen Zusammenarbeit gelegen ist und du seine Qualitäten als Mitglied der Schulleitung keineswegs anzweifelst. Dieses Signal kann die Wogen von beginnenden Konflikten glätten. Bei bereits bestehenden Konfliktsituationen ist eine Bereitschaft zum Meinungsaustausch ebenfalls notwendig. Die absichtliche Vermeidung eines klärenden Gesprächs ist kein geeigneter Lösungsweg: In einem Meinungsaustausch hast du als betroffene Lehrkraft die Gelegenheit, deinen Gesprächspartner auf eventuelle Missstände wie eine intransparente Kommunikation hinzuweisen. Diese Probleme sind der Schulleitung möglicherweise gar nicht bewusst gewesen. Folglich kann ein konstruktives Gespräch auch zukünftigen Konfliktsituationen wirkungsvoll vorbeugen.
Die Lage ist ausweglos!?
Du hast mit den Beteiligten gesprochen und deinen Standpunkt zur Situation verdeutlicht, aber der Konflikt ist noch nicht aus der Welt? Er hat sich seit dem Gespräch mit den betreffenden Mitgliedern der Schulleitung zugespitzt? Spätestens jetzt sind die Differenzen unüberwindbar – oder gibt es doch noch einen Ausweg?
Wenn die Konfliktsituation verhärtet ist und die Gefahr von Mobbing droht, besteht ein dringender Handlungsbedarf. Viele betroffene Lehrpersonen ziehen eine Krankschreibung in Erwägung. Sie nutzen die Zeit der Abwesenheit, um wieder zu sich selbst zu finden und neue Kraft zu sammeln.
Besser ist es allerdings über die bisherigen Versuche zur Klärung des Konflikts nachzudenken.
Impulse und Gedanken für die Reflexion:
- Was war der ursprüngliche Auslöser für den Konflikt?
- Wie bin ich mit der Situation umgegangen?
- Habe ich das Gespräch mit der Schulleitung gesucht?
- Warum waren die bisher geführten Gespräche nicht zielführend?
- Welche Möglichkeiten zur Lösung des Konflikts kommen noch in Betracht
- Welche Sorgen oder Ängste begleiten mich in der akuten Situation?
In der ersten Konfliktphase steht ein bestimmter Auslöser im Vordergrund. Bei fortgeschrittenen Konflikten tritt die ursprüngliche Ursache zunehmend in den Hintergrund. Hier ist ein Meinungsaustausch kaum noch möglich und führt selten zu einer Lösung des eigentlichen Problems. In dieser Konfliktphase hat die Konzentration auf die eigenen emotionalen Bedürfnisse Vorrang.
Bei fortgeschrittenen Konflikten kommt zur Angst vor einer Kündigung die Sorge um die eigene Gesundheit hinzu. Ein Arbeitsplatzwechsel ist für viele betroffene Lehrerinnen und Lehrer die letzte Möglichkeit, um weitgehend unbeschadet aus der Situation herauszukommen. Diese Option wird aus verschiedenen Gründen oft gemieden: Neben dem Gefühl des persönlichen Versagens spielen der bürokratische Aufwand und die zeitintensive Suche nach einer neuen Anstellung eine Rolle. Andere Betroffene gönnen der Schulleitung die Genugtuung nicht, dass sie freiwillig die Schule verlassen. Die Beweggründe sind mehr oder weniger nachvollziehbar. Ein Aufrechnen (geschweige denn Abrechnen) ist in solchen Situationen der falsche Weg.
Hinterfrage nicht nur den Konflikt, sondern auch dich selbst: Fühlst du dich resilient genug, um die Konfliktsituation auszuhalten? Lässt sich die angespannte Stimmung zwischen dir und der Schulleitung dennoch ertragen oder ist sie im Laufe der Wochen unerträglich geworden? Hier kommt es auf eine ehrliche Beantwortung der Fragen an. Es ist kein Zeichen von Schwäche, wenn du dich der Situation nicht mehr gewachsen fühlst.
Bei externen Anlaufstellen wie dem Schulamt oder der Bildungsgewerkschaft kannst du dich professionell beraten lassen. Für entsprechende Beratungsangebote innerhalb der Bundesländer ist das jeweilige Kultusministerium zuständig. Bei der Supervision oder in Coachingseminaren wirst du von ausgebildetem Fachpersonal mit umfangreichen psychologischen Kenntnissen betreut. Die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der Lage, die Konfliksituation aus einer neutralen Perspektive zu betrachten. In streng vertraulichen Einzelgesprächen werden alternative Wege zur Konfliklösung abhängig von der Ursache erörtert. Du alleine bestimmst, welche Möglichkeiten für dich infrage kommen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstelle unterstützen dich bei der Suche nach einer optimalen Strategie.
Nicht jeder Weg ist passend - was man nicht tun sollte
Bei Konflikten handelt es sich um emotional aufgeladene Situationen. Dies ist vor allem bei verhärteten Fronten der Fall. Das Gefühl der Ausweglosigkeit sorgt nicht selten dafür, dass die Nerven blank liegen.
Der Rechtsweg ist bei Unstimmigkeiten mit der Schulleitung nicht zu empfehlen. Ein Gerichtsverfahren bringt nicht nur weitere aufreibende Konfrontationen mit den betreffenden Personen mit sich, sondern sorgt für eine Verhärtung des bereits weit fortgeschrittenen Konflikts. Darüber hinaus ist das Mobilisieren von anderen Kolleginnen und Kollegen nicht ratsam. Unbeteiligte Personen sind von dem Konflikt nicht betroffen und sollten außen vor bleiben. Auch wenn die Situation wie ein unüberwindbares Hindernis erscheint, solltest du für dich selbst einstehen. Damit zeigst du deinem Gegenüber, dass du Konfliktsituationen nicht aus dem Weg gehst. Auf diese Weise kannst du dir auch ohne Hilfe von anderen Lehrkräften Respekt verschaffen.
Schlusswort
Konflikte zwischen einzelnen Lehrpersonen und der Schulleitung haben eine andere Dimension als Auseinandersetzungen innerhalb des Kollegiums. Auch Konfliktsituationen mit Erziehungsberechtigten sind von Unstimmigkeiten zwischen Lehrpersonen und Mitgliedern der Leitung abzugrenzen. Im Gegensatz zu diesen Szenarien werden Konflikte mit der Schulleitung durch das unterschiedliche Machtgefälle geprägt. Aus diesem Grund werden Unstimmigkeiten oder Auseinandersetzungen mit der Schulleitung von vielen betroffenen Lehrpersonen still ertragen.
Doch du darfst - und solltest - bei Konflikten mit der Schulleitung deinen Standpunkt deutlich machen. Wage aber zugleich einen Blick in die nahe bis mittelfristige Zukunft und schätze die Situation realistisch ein: Wird sie sich nach einem Gespräch mit der Leitung dauerhaft verbessern und weitgehend konfliktfrei bleiben? Oder ist mit den Beteiligten keine Klärung des Konflikts möglich?
Neben der Gesprächskultur an der jeweiligen Schule bestimmt die Persönlichkeit der betreffenden Führungskräfte den Ausgang von Konfliktsituationen. Wenn an einer Schule offen miteinander kommuniziert wird, steht die Aussicht auf eine zufriedenstellende Lösung des Konflikts sehr günstig. Ähnlich verhält es sich mit den persönlichen Eigenschaften: Ein empathischer Rektor oder eine verständnisvolle Schulleiterin ist eher in der Lage, auch andere Standpunkte gelten zu lassen und sich auf einen Lösungsweg zu einigen.