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Was tun bei Konflikten im Lehrerkollegium?

6 min Lesedauer | 22.01.2025 | Nina

Zusammenfassung

Normalerweise sollte es im Lehrerzimmer kollegial und freundlich zugehen. Aber was könnt ihr tun, wenn ein Konflikt mit einer Kollegin oder einem Kollegen entsteht? Hier erfahrt ihr konkrete Tipps, wie ihr die Situation klären könnt.

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Im Lehrerkollegium treffen unterschiedliche Persönlichkeiten täglich aufeinander. Die Unterschiede machen sich nicht nur in den verschiedenen Fächern, sondern auch in den charakterlichen Eigenschaften bemerkbar. Im Schulalltag kann diese Vielfalt durchaus bereichernd sein. Der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen erweitert den eigenen Horizont, ist eine wertvolle Hilfestellung in fachlichen oder oft auch privaten Belangen und fördert den Zusammenhalt am Arbeitsplatz.

In der Regel funktioniert das kollegiale Miteinander im Lehrerzimmer ohne besondere Vorkommnisse. Gelegentliche Meinungsverschiedenheiten lassen sich üblicherweise nach einem klärenden Gespräch aus der Welt schaffen. Was kann man tun, wenn aus unterschiedlichen Ansichten zu einem Sachverhalt ein Konflikt entsteht? Welche Maßnahmen lassen sich bei bereits bestehenden Konflikten ergreifen?

Konflikte mit Kolleginnen oder Kollegen – das kannst du tun

Konfliktsituationen entwickeln sich über einen längeren Zeitraum hinweg. Jedem Konflikt liegt eine Ursache zugrunde. Der Auslöser für die Auseinandersetzung kann beiden Beteiligten vollumfänglich bekannt sein. In anderen Fällen sind die Betreffenden nicht in der Lage, die Ursache zu benennen. Oft ist es ein 'seltsames Gefühl', welches sich durch die gesamte Situation hindurchzieht. Fehlende oder unzureichende Kommunikation kann als äußere Rahmenbedingung zu Konflikten zwischen Lehrkräften führen. Darüber hinaus sind ein Mangel an Empathie oder unterschiedliche Meinungen zu fachlichen Themen häufige Ursachen für verhärtete Fronten.

Sensibel sein – Gefahren erkennen

Beim täglichen Umgang mit den Mitgliedern aus dem Kollegium kannst du sowohl dein eigenes Verhalten als auch das deines Gegenübers genau beobachten. Dazu zählt auch die emotionale Metaebene. Ein einmaliges Gefühl des Unbehagens bei einem bestimmten Mitglied aus dem Kollegenkreis deutet noch nicht zwangsläufig auf Konfliktpotenzial hin. Bei wiederkehrenden negativen Empfindungen solltest du den Gründen jedoch nachgehen:

  1. Um welche Kollegin bzw. welchen Kollegen geht es?
  2. Wie lässt sich mein Bauchgefühl ihr/ihm gegenüber beschreiben (Unbehagen, Anspannung, Scheu etc.)?
  3. Wie oft und bei welcher Gelegenheit ergeht es mir so?
  4. Was könnten die Ursachen sein?

Gefühle stehen in einem Verhältnis zu Situationen und/oder Personen. Beim täglichen Umgang mit den Mitgliedern des Lehrerkollegiums

Die Art und Ausprägung des Gefühls lässt dich deine Einstellung gegenüber dem betreffenden Mitglied aus dem Kollegenkreis erkennen. Konflikte werden von Empfindungen wie innerer Unruhe, Anspannung oder Beklommenheit begleitet. Diese Gefühlslagen können eine Warnung sein und uns auf potenzielle 'Gefahren' hinweisen, die Konfliktsituationen auslösen.

Gelegenheit und Häufigkeit sind zwei weitere Faktoren. Wem in Anwesenheit eines bestimmten Kollegen oder einer bestimmten Kollegin nur gelegentlich beklommen zumute ist, kann diese Empfindungen durch positive Erlebnisse mit der betreffenden Person ausgleichen.  

Die Ursachen für Gefühlslagen lassen sich nicht immer auf Anhieb benennen. Ein sehr vages, unbehagliches Gefühl ist weniger greifbar als eine dezidierte Furcht. Beide Empfindungen können zum Beispiel aus 'Respekt vor dem Alter' (z. B. im Verhältnis von jungen Lehrkräften zu wesentlich älteren Kollegen) oder aus der Tatsache resultieren, dass man die Kollegin oder den Kollegen noch nicht lange beziehungsweise gut genug kennt. In anderen Fällen sind sie Anzeichen einer Vorahnung, dass sich ein Konflikt anbahnt.

Anmerkung: Es geht nicht um eine pauschale Verdächtigung einzelner Mitglieder des Kollegiums oder um ein grundsätzliches Misstrauen, sondern um eine gesunde Sensibilität. Wer bei der Interaktion mit anderen Personen zwischen den Zeilen lesen kann und sich seiner eigenen Gefühlswelten bewusst ist, geht empathisch mit seinen Mitmenschen um. Auf diese Weise trägt man maßgeblich zum Konfliktmanagement, aber auch zur Prävention von Konfliktsituationen im Lehrerzimmer bei.

Da braut sich was zusammen – Konflikte lösen

Ein Konflikt vollzieht sich wie ein Spannungsbogen. Am Anfang steht eine Meinungsverschiedenheit zu einem Sachverhalt. Mit der Zeit verstärken sich die Differenzen und enden im Konflikt. Was kannst du tun, wenn eine Konfliktsituation vorliegt?

Kommunikation ist der erste Schritt. Ein klärendes Gespräch lässt sich in einer ruhigen Minute führen. Idealerweise bist du mit der betreffenden Person aus dem Kollegium ungestört. Hier kommt es tatsächlich auf den richtigen Moment an: Fünf-Minuten-Pausen oder ähnliche begrenzte Zeitfenster bieten keine optimalen Bedingungen für einen hoffentlich konstruktiven Austausch.

Ein unvermittelter Einstieg in das Thema ist bei Konflikten nicht angezeigt. Im Vorfeld kannst du dir überlegen, wie du das Gespräch in die richtige Richtung lenkst. Bedanke dich beispielsweise bei deinem Gegenüber, dass sie oder er sich Zeit genommen hat. Anschließend näherst du dich dem eigentlichen Anlass für das Gespräch unter vier Augen.

Beispiel für eine geschickte Überleitung zum Gespräch:
'Danke, dass du da bist. Das weiß ich zu schätzen. Vielleicht wundert es dich, dass ich dich um ein Gespräch gebeten habe. Es gibt da nämlich etwas, das mich seit einiger Zeit beschäftigt. Ich habe das Gefühl, dass wir uns in dem Punkt XY nicht einig werden. Mir kommt es so vor, dass du meinen Standpunkt persönlich nimmst. Das war nicht meine Absicht. Wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe, dann tut mir das leid. Mir geht es ausschließlich um die Sache. Deine Kompetenzen als Fachlehrkraft zweifle ich keinesfalls an'.

Der Dank an die Kollegin oder den Kollegen eröffnet das Gespräch. Mit ihm legst du einen Grundstein für den Dialog. Im nächsten Schritt findet die Überleitung zum eigentlichen Gesprächsthema statt – dem entstehenden oder bereits bestehenden Konflikt. 'Ich habe das Gefühl...' und 'mir kommt es so vor...' greifen dein Gegenüber nicht an, sondern geben lediglich deine Gedankengänge zur Situation wieder. Auch die Entschuldigung für eventuelle Missverständnisse wirkt deeskalierend. Die Differenzierung zwischen dem Sachverhalt und der Person ist bei Konflikten von großer Bedeutung. In dem Beispiel wird der Unterschied zwischen beiden Bereichen deutlich gemacht.

Im nächsten Schritt hat dein Gegenüber das Wort und kann die eigene Perspektive zur Situation artikulieren. Anschließend tauscht ihr euch über die verschiedenen Ansichten zur Thematik aus. Argumentative Sätze wie 'Das glaube ich nicht, weil....' oder 'Dieser Meinung bin ich nicht, denn....'  begründen deinen Standpunkt. Mit begründeten Aussagen lassen sich Gesprächspartner leichter überzeugen als mit Behauptungen, die nicht mit Argumenten untermauert sind.

Wenn ein Gespräch in dieser Form nicht mehr möglich ist oder du mit der betreffenden Person aus dem Kollegium eng zusammenarbeiten musst, empfiehlt sich ein sachlicher Umgang mit verbalen Angriffen. Mache im Falle von unsachlichen Äußerungen deine persönlichen Grenzen deutlich, aber bleibe dabei höflich. Das Ausstrahlen von Ruhe beugt einer Eskalation vor. Gleichzeitig nimmst du mit einer souveränen Außenwirkung einen inneren Abstand zu der angespannten Situation ein.

Neben einer inneren Distanz zum Konflikt ist auch ein 'räumlicher Abstand' sinnvoll. Er sorgt oft dafür, dass sich die Wogen wieder etwas glätten. Wende dich den Kolleginnen und Kollegen zu, mit denen dich ein vertrauensvolles oder sogar freundschaftliches Verhältnis verbindet. Mit ihnen kannst du Freistunden im Lehrerzimmer verbringen und den Kontakt zu ihnen intensivieren.

Was tun, wenn andere Kollegen um Hilfe bitten?

Man muss nicht direkt am Konflikt beteiligt sein, um dennoch mit der Problematik konfrontiert zu werden. Helferinnen und Helfer sind indirekt in das Geschehen involviert.  

Wenn du zwischen zwei Parteien vermitteln sollst, kommt es auf Neutralität an. Dieser Grundsatz lässt sich nicht immer problemlos einhalten. Je näher dir eine oder beide der beteiligten Personen steht, desto schwieriger fällt das Bewahren einer inneren Distanz. Frage bei der Gelegenheit nach, weshalb man sich ausgerechnet an dich gewendet hat. Möglicherweise hält man dich für einen kompetenten Mediator oder traut dir in der Hinsicht eine besondere Professionalität zu.

Beispiel: Eine Kollegin kommt in der Pause auf dich zu und bittet dich um Hilfe. Sie hat seit einigen Wochen Probleme mit einem Lehrer, der in den gleichen Fächern Unterricht erteilt wie sie. Gespräche mit dem betreffenden Kollegen waren bisher nicht zielführend. Deshalb fragt sie dich um Rat, weil du ihn schon länger kennst.

Ein Konflikt hat immer zwei Seiten. Nimm dir für jede oder jeden Beteiligten ausreichend Zeit, um genau zuzuhören. Erst nach den Einzelgesprächen bist du in der Lage, dir ein näheres Bild von der Situation zu machen. Im nächsten Schritt kannst du versuchen, beide Parteien an einen Tisch zu bringen. Bei Konfliktsituationen gibt es keine universale Lösung. Die Lösungsansätze hängen sowohl von der Ursache als auch von der Bereitschaft der Beteiligten ab, aufeinander zuzugehen und den Konflikt zu beenden.

Der Konflikt lässt sich nicht lösen!?

Bei langanhaltenden Konflikten ist es schwierig, eine wirksame Lösung zu finden. Wenn das Gespräch mit dem betreffenden Mitglied aus dem Kollegium den Konflikt nicht löst oder die Gefahr von Mobbing droht, hast du folgende Möglichkeiten.

Informiere die Schulleitung über die Situation. Schildere die Konfliktsituation mit möglichst sachlichen Worten und bitte um Unterstützung. Deinem Gesprächspartner muss bewusst werden, dass du das Problem nicht aus eigener Kraft lösen kannst und auf seinen Beistand angewiesen bist. Mitglieder der Schulleitung sind die Führungskräfte des Lehrerkollegiums. Aufgrund ihrer leitenden Position ist ihr Handlungsspielraum größer. Sie können sich mit der betreffenden Lehrkraft ins Benehmen setzen und sie darauf hinweisen, dass sie über den Konflikt informiert sind. Bei einem klärenden Gespräch kann ein Mitglied aus der Schulleitung als Mediator anwesend sein.

Schlusswort

Konflikte zwischen Lehrkräften stehen nicht unbedingt an der Tagesordnung einer jeden Schule, sind aber auch keineswegs Ausnahmen im Lehreralltag. Das Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Standpunkten zu Lehrmethoden, organisatorischen Dingen oder anderen schulinternen Belangen   kann zu Spannungen zwischen den Beteiligten führen.

Wer für Konfliktpotenziale sensibilisiert ist, erkennt die Anfänge von Konfliktsituationen. Zu diesem Zeitpunkt stehen die Chancen auf eine Lösung am günstigsten. Je weiter der Konflikt voranschreitet, umso schwieriger ist eine Beendigung der Situation, unter der alle Beteiligten leiden.

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