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Spannender Unterricht durch mehr Emotion

7 min Lesedauer | 29.01.2025 | Helmut

Zusammenfassung

Im dritten Teil unserer kleinen Serie, wie spannender Unterricht gelingt, geht es dieses Mal um Emotionen als Schlüssel. Wir zeigen euch verschiedene Ansätze, wie ihr die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler gewinnt.

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

habt Ihr auch schon mal erlebt, dass der Funke im Unterricht einfach nicht überspringen wollte? Man zeigt etwas, das einen selbst begeistert – sei es aus der Welt der Medientechnik, Elektronik oder ein anderes Thema – und trotzdem bleiben die Gesichter vor einem irgendwie leer. Diese Momente kenne ich nur zu gut. Sie frustrieren.

Aber im Laufe der Jahre habe ich etwas Wichtiges gelernt: Emotionen sind der Schlüssel. Sie machen Inhalte lebendig, lassen sie im Gedächtnis bleiben. Egal, ob es um eine Elektronikschaltung oder um das Erstellen eines Videos geht – wenn wir es schaffen, Emotionen zu wecken, verändert sich die Dynamik im Raum. Heute möchte ich Euch ein paar persönliche Erfahrungen mitgeben, wie ich Emotionen in meinen Unterricht bringe, um meine Schülerinnen und Schüler besser zu erreichen – und, ehrlich gesagt, um selbst wieder mehr Freude am Unterrichten zu haben.

Begeisterung ist ansteckend

Emotionen fangen bei uns an. Wenn wir selbst für ein Thema brennen, spüren die Lernenden das. Und genau das ist oft der Startschuss für ihre Begeisterung. Ich erinnere mich an eine Stunde in der Elektronikwerkstatt. Es ging ums Löten von Platinen – für viele erst einmal eine trockene, technische Aufgabe. Aber ich erzählte ihnen von meinem allerersten eigenen Projekt: einem selbstgebauten kleinen Audioverstärker, den ich damals voller Stolz in meinem Jugendzimmer aufgebaut und angeschlossen habe. Plötzlich hatten die Schülerinnen und Schüler einen Bezug. Es war nicht nur „Unterricht“, sondern etwas, das im echten Leben nützlich ist – und das mich damals geprägt hat.

Mein Tipp: Zeigt Eure eigene Begeisterung. Erzählt, warum Euch ein Thema wichtig ist, was Euch daran fasziniert. Das mag sich banal anhören, aber diese Momente der Authentizität machen den Unterschied und ein Bezug zur Praxis verstärkt es!

Interessen erkennen und aufgreifen

Eines der besten Mittel, um Emotionen zu wecken, ist, auf die Interessen der Schülerinnen und Schüler einzugehen. Das klingt vielleicht nach einer Selbstverständlichkeit, aber im Alltagsstress geht dieser Gedanke oft unter. Ein Beispiel: Vor einiger Zeit habe ich meine Klasse gefragt, welche Technik sie besonders fasziniert. Die Antwort: Drohnen. Also haben wir gemeinsam eine Drohne analysiert und im Detail besprochen– von der Kamera bis zur Steuerung. Der Höhepunkt war, als wir draußen erste Videoaufnahmen machten und sie anschließend im Medienraum bearbeiteten. Die Begeisterung war greifbar.
Was ich daraus gelernt habe: Die besten Stunden entstehen oft, wenn ich den Unterricht flexibel an die Interessen der Lernenden anpasse – natürlich ohne den Lehrplan aus den Augen zu verlieren.

Gamification: Spielerisch lernen

Spielerische Ansätze bringen oft Dynamik in den Unterricht. Kleine Wettbewerbe oder spielerische Herausforderungen schaffen Motivation und halten die Spannung hoch. In der Werkstatt habe ich zum Beispiel ein „Bauteile-Quiz“ eingeführt. Die Aufgabe: elektronische Bauteile erkennen und in kürzester Zeit korrekt zuordnen. Was erst nach einer simplen Idee klang, entwickelte sich zu einem echten Highlight. Einige Schülerinnen und Schüler waren so ehrgeizig, dass sie sich gegenseitig herausforderten, immer schneller zu werden.
Oder in der Medientechnik: Ich habe meine Klasse in Teams aufgeteilt und sie gegeneinander antreten lassen. Ihre Aufgabe war es, ein kurzes Video zu drehen – mit Zeitdruck und begrenztem Equipment. Das Ergebnis? Spannende und kreative Clips, die sie stolz präsentierten.

Geschichten erzählen, statt nur Fakten vermitteln

Ein Kollege hat mir einmal gesagt: „Fakten überzeugen, Geschichten berühren.“ Und er hatte recht. In der Elektronik und Medientechnik gibt es viele spannende Geschichten, die den Unterricht bereichern können.
Ein Beispiel: Als wir über die Entwicklung von Signalen sprachen, erzählte ich von den ersten Telefontests im 19. Jahrhundert. Die Schülerinnen und Schüler staunten, wie rudimentär die Technik damals war – und wie rasant die Entwicklung verlief. Anschließend haben wir ein (Audio-) Signal mit einem Oszilloskop sichtbar gemacht.

Positive Bindungen: Der Schlüssel zur Motivation

Beziehungen stehen im Zentrum des Unterrichts. Inhalte werden lebendig, wenn wir eine vertrauensvolle Verbindung zu unseren Schülerinnen und Schülern schaffen.
Ich erinnere mich an eine unsichere Schülerin in der Elektronikwerkstatt. Ihre Hände zitterten beim Löten, und sie hatte Angst, die Aufgabe nicht lösen zu können. Ich nahm mir kurz Zeit, zeigte ihr einen Trick, um die Lötstelle perfekt zu machen. Wenige Wochen später präsentierte sie stolz eine optimal gelötete Schaltung – mit strahlenden Augen.

Mein Tipp: Schaffe Momente, in denen jede*r gesehen wird. Vertrauen ist die Grundlage für Begeisterung – und Begeisterung der Schlüssel für erfolgreichen Unterricht.

Überraschungen schaffen: Der „Wow“-Effekt

Manchmal reicht eine kleine Abwechslung, um den Unterricht aufzupeppen. Ich habe zum Beispiel einmal einen 3D-Drucker in den Unterricht gebracht, um zu zeigen, wie Gehäuse für elektronische Bauteile entstehen. Die Klasse war fasziniert, als sie sah, wie aus einem digitalen Entwurf am Computer ein reales Objekt wurde.

Humor als Brücke

Lachen entspannt – und erleichtert das Lernen. In einer Elektronikstunde habe ich einmal aus Versehen ein Bauteil falsch herum eingesetzt. Statt es zu vertuschen, habe ich laut gelacht und erklärt, warum es wichtig ist, genau hinzusehen. Die Klasse lachte mit, wie ich Ihnen darstellte, was da schief gehen hätte können, und die Stimmung war auf einmal viel lockerer.

Teamprojekte stärken Zusammenhalt und Erfolgserlebnisse

Teamarbeit ist eine wunderbare Gelegenheit, emotionale Bindungen in der Klasse zu fördern. In einem Projekt zur Medientechnik habe ich die Klasse in Teams aufgeteilt, die jeweils ein Video erstellen sollten – inklusive Dreh, Schnitt und Nachbearbeitung.
Was mich beeindruckt hat, war die Energie, die sich entfaltete. Die kleinen Teams unterstützten sich gegenseitig, lernten voneinander und präsentierten am Ende stolz ihre Ergebnisse. Dieses Gemeinschaftsgefühl stärkt nicht nur die sozialen Kompetenzen, sondern schafft auch positive Erinnerungen, die lange bleiben.

Lernen aus Fehlern: Reflexion als Chance nutzen

Fehler sind unvermeidlich – und sie bieten uns wertvolle Gelegenheiten, nicht nur zu verbessern, sondern auch tiefer zu verstehen. Dieser Lernprozess kann durch gezielte Reflexion verstärkt werden.

Ein Schüler hat einmal eine elektronische Schaltung falsch aufgebaut, was beinahe zu einem Defekt geführt hätte. Gemeinsam haben wir den Fehler Schritt für Schritt analysiert, und er konnte ihn selbst beheben. Dieses Erlebnis zeigte ihm, wie wichtig es ist, geduldig zu sein und genau zu hinterfragen.

Reflexion bedeutet, die Ursachen von Fehlern zu untersuchen und konkrete Schlüsse für zukünftige Aufgaben zu ziehen. Wichtig ist, eine Umgebung zu schaffen, in der Fehler nicht mit Versagen gleichgesetzt werden, sondern als nützliche Schritte im Lernprozess gelten. Einer der wertvollsten Momente im Unterricht entsteht, wenn Lernende Fehler machen – und daraus lernen. In der Werkstatt, wo es oft um Präzision geht, passieren zwangsläufig Fehler. Wichtig ist, wie wir als Lehrperson darauf reagieren.

Mach es praktisch

Gerade in Technikfächern kannst Du Emotionen durch echte Anwendungen wecken – vom Löten bis zum Videoschnitt und vielem mehr. Wenn Lernende etwas mit den eigenen Händen erschaffen, entsteht ein Gefühl der Selbstwirksamkeit, das unersetzlich ist. Zum Beispiel sorgt das Arbeiten mit realen Elektronik- Bauteilen, das Greifen von Werkzeugen und das Erleben eines fertigen Produkts für Stolz und Begeisterung.

Ich erinnere mich an ein Projekt, bei dem meine Klasse eine kleine Lichtinstallation gebaut hat. Sie entwickelten kleine Schaltpläne, löteten Bauteile und sahen, wie am Ende alles funktionierte. Der Moment, in dem die Lampen angingen, war ein magischer Augenblick – nicht nur, weil die Technik funktionierte, sondern weil sie selbst etwas Greifbares geschaffen hatten. Solche Erlebnisse bleiben lange im Gedächtnis und stärken das Selbstbewusstsein.

Fazit: Emotionen als Schlüssel zu spannenderem Unterricht

Emotionen machen den Unterschied. Sie schaffen eine Verbindung zwischen Theorie und Praxis, die den Unterricht lebendig und nachhaltig gestaltet. Begeisterung, praxisnahe Projekte und positive Fehlerkultur bleiben lange im Gedächtnis. Auch das Eingehen auf individuelle Interessen und der Einsatz von Teamarbeit stärken sowohl das fachliche Lernen als auch die sozialen Kompetenzen.

Hier meine persönlichen Ansätze aus den genannten Punkten, wie vielleicht auch Du mehr Emotionen in Deinen Unterricht bringen kannst:

  1. Begeisterung ist ansteckend: Deine eigene Leidenschaft weckt Interesse und motiviert die Lernenden.
  2. Interessen erkennen und aufgreifen: Passe den Unterricht flexibel an Themen an, die die Schüler*innen faszinieren (mit Blick auf den Lehrplan).
  3. Gamification nutzen: Spielerische Elemente schaffen Dynamik und Motivation.
  4. Geschichten erzählen: Durch Storytelling werden auch komplexe Inhalte lebendig und greifbar.
  5. Positive Bindungen schaffen: Vertrauen und individuelle Unterstützung fördern Engagement und Erfolgserlebnisse.
  6. Überraschungen setzen: Kleine Highlights wie innovative Technologien sorgen für den „Wow“-Effekt.
  7. Humor einsetzen: Lachen entspannt die Klasse und erleichtert das Lernen.
  8. Teamarbeit fördern: Projekte im Team stärken Zusammenhalt und soziale Kompetenzen.
  9. Reflexion ermöglichen: Fehler sind Chancen für Wachstum und eigenständiges Lernen.
  10. Mach es praktisch: Greifbare Anwendungen machen komplizierte Konzepte nachvollziehbar.

Mein Appell an Euch: Probiert es aus. Begeisterung und Emotionen können Wunder bewirken und den Unterricht grundlegend verändern.

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