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Distanzlosigkeit im Klassenraum – was tun?

8 min Lesedauer | 19.02.2025 | Nina

Zusammenfassung

Leider sind auch Lehrkräfte vor unangebrachtem Verhalten von Schülerinnen und Schülern nicht gefeit. In diesem Artikel erhältst du Tipps und Ratschläge, wie du mit Distanzlosigkeit, Grenzüberschreitungen oder Mobbing professionell umgehst.

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Distanzloses oder grenzüberschreitendes Verhalten von Schülerinnen oder Schülern gegen Lehrkräfte ist an unseren Schulen keine Seltenheit. In vielen Fällen entwickelt sich aus den übergriffigen Handlungen gezieltes Mobbing. Als Lehrerin oder Lehrer solltest du rechtzeitig eingreifen, um dein Ansehen als Lehrperson zu schützen und Situationen mit Konfliktpotenzial so früh wie möglich zu entschärfen. 

Allgemeine Tipps für Lehrerinnen und Lehrer

Distanzlose Verhaltensweisen unterscheiden sich von Grenzverletzungen oder schwerwiegendem Mobbing. Es ist wichtig, die Unterschiede genau zu kennen. Trotzdem solltest du auf deine innere Stimme hören: Wenn bei einer scheinbar harmlosen Situation mit einem Mitglied aus der Schülerschaft die Alarmglocken schrillen, ist dieses Empfinden ernstzunehmen. Die persönliche Einschätzung und Beurteilung einer Sachlage befähigt dich zu Entscheidungen.

Ein selbstsicheres Auftreten beugt distanzlosem oder grenzüberschreitendem Verhalten oft vor. Je mehr dich deine Schülerschaft als Autoritätsperson wahrnimmt, umso mehr respektiert sie dich. Wer wenig Selbstbewusstsein ausstrahlt, wird häufiger Opfer von Distanzlosigkeit.

Schülerinnen und Schüler wollen wissen, woran sie bei ihrer Lehrkraft sind. Distanzlose oder übergriffige Handlungen sind oft auf eine Unsicherheit im Umgang mit der Lehrperson zurückzuführen. Die betreffenden Mitglieder der Schülerschaft möchten die Grenzen der Lehrkraft auf die Probe stellen. 'Hör auf, das geht zu weit' ist eine unmissverständliche Reaktion mit Aussagekraft: Sie zeigt den Betreffenden deine Grenzen und zugleich die Grenzen ihres Handlungsspielraums auf.

Ruhe bewahren ist die oberste Regel. Bei provozierenden Schülerinnen und Schülern ist die Geduld der Lehrkraft gefordert. Wer sich als Lehrperson weder verunsichern noch reizen lässt, handelt deeskalierend. Ein kurzes Durchatmen hilft dir, deine Kräfte wieder zu sammeln. Beim Kommunizieren mit den Betreffenden hat eine ruhige Tonlage die gleiche Wirkung.

Was kann man gegen distanzloses Verhalten tun?

Im folgenden findest du alltagsnahe Beispiele aus dem Schulleben. Sie schildern Situationen, in denen es auf das Einschreiten der Lehrkraft ankommt. Die Tipps für eine angemessene Reaktion sollen dir beim Umgang mit distanzlosem oder übergriffigem Verhalten als Hilfestellung dienen.

Beispiel für distanzloses Verhalten
Du leitest eine Klasse in der Grundschule. In deiner Klasse sitzen neben den zurückhaltenden Schülerinnen und Schülern einige neugierige Kinder, die im Unterricht viele Fragen stellen. An manchen Tagen sind ihre Fragestellungen für die gesamte Klasse bereichernd; in anderen Unterrichtsstunden sorgen die zusätzlichen Fragen für eine Verzögerung des Ablaufs. An diesen Tagen werden die Betreffenden wiederholt auf den Zeitplan hingewiesen, dem die Unterrichtsstunde unterliegt. Der Hinweis wird nicht respektiert, sondern übergangen. Andere Kinder aus der Klasse haben keine Gelegenheit, ihre eigenen Fragen an dich zu stellen.

In solchen Fällen ist der Leitsatz 'Höflich, aber bestimmt' angebracht. Als Klassenleitung und Fachlehrkraft solltest du die neugierigen Schülerinnen und Schüler wiederholt an den begrenzten zeitlichen Umgang der Schulstunde erinnern. Hinzu kommt das Problem der einseitigen Fragestellungen: Die betreffenden Klassenmitglieder lassen den anderen Anwesenden kaum eine Gelegenheit, um selbst zu Wort zu kommen. Hier kommt es ebenfalls auf die Lehrkraft an. Reaktionen wie 'Jetzt nehme ich aber mal den Schüler/die Schülerin X dran, er/sie meldet sich schon seit einiger Zeit. Schließlich gibt es sicher noch andere Fragen, die ihr mir stellen möchtet' lenken die Aufmerksamkeit auf die übrigen Mitglieder der Klassengemeinschaft. Mit einer deutlichen, aber sachlichen Tonalität verschaffst du dir den nötigen Respekt.

Was kann man gegen Grenzüberschreitungen tun?

Im Vergleich zu Distanzlosigkeit sind Grenzüberschreitungen schwerwiegender. Häufig sind sie die Vorstufe zu Mobbinghandlungen. Auch wenn grenzverletzendes Verhalten nicht zu Mobbing führt, ist das Eingreifen der Lehrkraft notwendig.

Beispiel für Grenzüberschreitungen
Ein junger Lehrer erteilt Fachunterricht in der neunten Klasse. Er ist erst seit einigen Monaten im Schuldienst und befindet sich noch in seiner Orientierungsphase als Lehrkraft. Sein Fachwissen ist sehr umfangreich. Beim Umgang mit 'schwierigen' Schülerinnen und Schülern fehlt dem Lehrer noch etwas Übung. Zwei Schüler testen seine Grenzen durch Störungen im Unterricht oder unsachlichen Äußerungen zur Person des Lehrers aus.

Der Lehrer hat verschiedene Möglichkeiten, um vergleichbare Situationen wie den geschilderten Fall zu bewältigen: Zunächst empfiehlt sich ein Gespräch mit erfahrenen Mitgliedern aus dem Kollegium, die ebenfalls in der jeweiligen Klasse Unterricht erteilen und die beiden Schüler kennen. Sie können dem jungen Kollegen Ratschläge aus erster Hand geben, wie sich die übergriffigen Handlungen der Schüler beenden lassen. Die Anwesenheit einer erfahrenen Lehrperson ist eine weitere Möglichkeit, um distanzlosem Verhalten in der Klasse ein Ende zu setzen. In dem Fall greifen die beiden Lehrkräfte gemeinsam ein. Diese Hilfestellung sollte jedoch nicht zur Gewohnheit werden – mit der Zeit muss man eigene Strategien zur Konfliktbewältigung finden. Die dauerhafte Begleitung durch eine zweite Lehrperson würde die Autorität des jungen Lehrers infrage stellen.

Was tun, wenn man als Lehrkraft gemobbt wird?

Mobbing gegen Lehrerinnen und Lehrer ist die bildliche Spitze des Eisbergs. Der Prozess beginnt mit vereinzelten Übergriffen, welche mit der Zeit in ihrem Schweregrad und ihrer Häufigkeit zunehmen. Als Lehrkraft sollte man daher aufmerksam sein: Wenn sich bestimmte Handlungsmuster wie Beleidigungen wiederholen, sich verschlimmern und/oder über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben, sind die Kriterien für Mobbing erfüllt.

Beispiel für Mobbing
Eine Lehrkraft beruft sich im Unterricht auf althergebrachte Lehrmethoden. Diese Gewohnheit wird sowohl innerhalb des Kollegenkreises als auch bei der Schülerschaft zunächst belächelt. Mit der Zeit kommt es zu Gerüchten: Eine Schülerin sei von dem Lehrer mit einem Lineal geschlagen worden. Diese Behauptung entspricht nicht der Wahrheit, sie verbreitet sich trotzdem wie ein Lauffeuer in den unterschiedlichen Klassenstufen. In den nächsten Wochen kommen weitere Verleumdungen dazu: Andere Schüler hätten ähnliche Erfahrungen mit dem Lehrer gemacht. Über soziale Netzwerke verbreiten sich die unwahren Anschuldigungen weit über die Schule hinaus. Der betreffende Lehrer ist nicht mehr in der Lage, die Situation aufzuklären und sich zu verteidigen. Er zieht das vorzeitige Ausscheiden aus dem Schuldienst in Erwägung.

Die Verbreitung von übler Nachrede ist eine der häufigsten Mobbinghandlungen gegen Lehrkräfte. Das Ziel in dem Fallbeispiel besteht darin, den konservativen Lehrer zu einer Kündigung zu bewegen. Als Betroffener hat der Lehrer jedoch Möglichkeiten, um aktiv gegen das Mobbing vorzugehen. Zunächst empfiehlt sich das Gespräch mit der Schulleitung sowie die Konsultation eines Anwalts. Bei beiden Gesprächspartnern wird die Situation in sachlichen Worten geschildert. Beweismittel wie Screenshots sollten ebenfalls vorgelegt werden. Des Weiteren ist das Dokumentieren der Vorfälle ratsam. Sie lassen sich in einem Mobbingtagebuch schriftlich festhalten. Solche Aufzeichnungen bestätigen, dass die Handlungen tatsächlich passiert sind und es sich nicht um Schülerstreiche handelt.

Ein weiterer, ebenfalls sehr bedeutsamer Aspekt ist die Rückbesinnung auf sich selbst. Gerade als Betroffene oder Betroffener von Mobbing ist es wichtig, Kraft zu schöpfen und zumindest zeitweise einen inneren Abstand zu der Situation einzunehmen. Hobbys oder private Interessen sorgen für den notwendigen Ausgleich. Das Einbeziehen nahestehender Personen (z. B. Familienmitglieder oder Freunde) verhilft zu mehr Resilienz. Im Austausch mit engen Bekannten oder Mitgliedern aus der Verwandtschaft lassen sich berufliche Sorgen teilen oder Lösungsansätze finden.

Was kann man als letzte Möglichkeit tun?

Auf Dauer lassen sich anhaltende Übergriffigkeiten vonseiten der Schülerschaft schwer aushalten. Ein bloßes Durchhalten ist nicht zielführend, sondern verursacht Folgeerkrankungen bis hin zur Arbeitsunfähigkeit. Viele Betroffene lassen sich auf unbestimmte Zeit krankschreiben. Das ärztliche Attest ist aber keine langfristige Lösung für das Problem.

In jedem Fall ist ein zeitnahes Eingreifen von der betroffenen Lehrkraft erforderlich. Mit einem direkten Einschreiten lassen sich die unerwünschten Verhaltensweisen oft rechtzeitig unterbinden. Ein Gespräch mit den betreffenden Kurs- oder Klassenmitgliedern ist oft effektiver als eine Ermahnung in Anwesenheit unbeteiligter Schülerinnen und Schüler. Teile den Betreffenden in klaren Worten mit, was sie bei dir mit ihren Handlungen auslösen. In dem Gespräch sollte auch ihnen die Möglichkeit geboten werden, sich zu der Situation zu äußern.

Wenn die offene Kommunikation mit übergriffigen oder gar mobbenden Schülerinnen und Schülern erfolglos ist, sollte das Gespräch mit der Schuldirektion gesucht werden. Ein Protokoll dient der Dokumentation des Geschehens. Jede als übergriffig empfundene Situation wird mit Angaben zu Ort, Zeit, Unterrichtsfach und Klassenstufe notiert. Darüber hinaus werden die Namen der betreffenden Klassenmitglieder genannt. Im Gespräch mit der Schulleitung lassen sich weitere Möglichkeiten zur Problembewältigung erörtern.

Der Wechsel an eine andere Schule wird häufig als letzte Möglichkeit betrachtet. Für diesen Standpunkt gibt es mehrere Begründungen: Für viele Lehrkräfte kommt eine Kündigung einer persönlichen Niederlage gleich. Mit dem Arbeitsplatzwechsel gestehen sie sich indirekt ein Versagen ein. Sie waren nicht in der Lage, die Übergriffe oder Mobbinghandlungen aus eigener Kraft zu beenden. Als letzte Lösung bleibt ihnen nur noch die freiwillige Versetzung an eine andere Schule.

Solch ein Schlussstrich sollte nicht als Versagen, sondern als Neuanfang gewertet werden. Keine Lehrkraft entscheidet sich leichtfertig für eine Kündigung. Dem Arbeitsplatzwechsel geht eine Zeit des Abwägens voraus. Man überlegt, welche Argumente für oder gegen die Aufgabe der bisherigen Stelle spricht. Somit ist die Entscheidung für die Kündigung ein Zeichen von persönlicher Stärke.

Schlusswort

Distanzlosigkeit und grenzüberschreitende Verhaltensmuster können sich in Form von Mobbing manifestieren. Als Lehrperson hast du die Möglichkeit, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten. Bei einem frühzeitigen Eingreifen ist die Prognose am günstigsten. Wenn sich distanzlose oder übergriffige Verhaltensweisen bereits gefestigt haben, besteht die Gefahr eines verhärteten Konflikts bis hin zu Mobbinghandlungen.

Mobbing kann jede Lehrerin und jeden Lehrer betreffen. Keine Lehrkraft hat Schuld an ihrer Situation. Die Verantwortung liegt allein bei den Täterinnen und Tätern aus der Schülerschaft. Du hast das Recht, dir Hilfe zu holen. Mit der Unterstützung einer Kollegin oder eines Kollegen lassen sich geeignete Maßnahmen erörtern, um Grenzüberschreitungen zu unterbinden und Mobbing zu verhindern.

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