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Achtsamkeit im Lehrkräftealltag

8 min Lesedauer | 02.04.2025 | Nina

Zusammenfassung

Der Begriff Achtsamkeit ist aktuell in aller Munde, aber dennoch weit mehr als nur eine Modeerscheinung. Achtsamkeit ist vielmehr eine Lebenseinstellung und letztlich eine Maßnahme zur Vorbeugung von körperlichen und seelischen Erkrankungen. Wir sagen euch, wie ihr das Thema für euren Alltag nutzen könnt.

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Von uns Lehrerinnen und Lehrern wird täglich voller Arbeitseinsatz gefordert. Neben der zeitintensiven Vor- und Nachbereitung von Unterrichtsstunden fallen zusätzliche Pflichten wie Elternsprechtage oder die Teilnahme an Versammlungen an. Im Laufe unseres Berufslebens stellen wir fest, dass die Energie in stressigen Phasen über Gebühr beansprucht wird. Eine Erwerbsunfähigkeit aufgrund von stressbedingten Erkrankungen ist im Lehrberuf keine Ausnahme. Was könne wir tun, um solch einer Situation vorzubeugen?

Die Antwort findet sich in der Achtsamkeit. Lehrkräfte haben Bedürfnisse, die in ihrem Alltag nicht nur Platz haben dürfen, sondern im Sinne von gesundheitlicher Prävention sogar haben müssen. Vor dem Hintergrund der Lehrtätigkeit ist eine achtsame Grundhaltung kein Ansatz aus der Esoterik, sondern eine Einstellung, die sowohl uns selbst als auch dem Kollegium und der Schülerschaft langfristig zugutekommt. Achtsamkeit bedeutet, sowohl auf sich selbst als auch auf seine Mitmenschen Acht zu geben und verfügbare Ressourcen in der gegenwärtigen Situation zielführend zu nutzen.

Was ist Achtsamkeit?

Die Definition von Achtsamkeit erfordert eine Betrachtung der einzelnen Verhaltensweisen und Eigenschaften, welche eine achtsame Person ausmachen. Achtsamkeit ist eine Lebensführung, die sich aus den folgenden Aspekten zusammensetzt:

Ein grundlegender Aspekt von Achtsamkeit ist das Konzentrieren auf die Gegenwart. Vergangene oder zukünftige Ereignisse werden bewusst ausgeblendet. Auf diese Weise richtet man seine gesamte Aufmerksamkeit und Energie auf die gegenwärtige Situation, ohne sich ablenken zu lassen. Hinzu kommt das ressourcenorientierte Handeln. Achtsame Personen fokussieren sich auf das Hier und Jetzt mitsamt seinen Möglichkeiten und Chancen, um die eigenen Fähigkeiten für positive Zwecke sinnvoll einsetzen zu können.

Eine achtsame Einstellung beinhaltet die geduldige Herangehensweise an Aufgaben oder Verpflichtungen. Die Umstände der vorherrschenden Situation werden nicht in positive oder negative Gegebenheiten eingeordnet. Eine sachliche, neutrale Betrachtung des Gegenwärtigen macht achtsame Persönlichkeiten aus.

Achtsamkeit bedeutet, die eigenen mentalen Kräfte mitsamt ihren Grenzen zu kennen. Eine achtsame Person ist sich ihrer Fähigkeiten und Stärken, aber auch ihrer Unzulänglichkeiten bewusst. Sie ist in der Lage, die Grenzen ihrer emotionalen (oder auch körperlichen) Belastbarkeit richtig einzuschätzen. Diese Selbstkenntnis befähigt zu einer frühzeitigen Entschleunigung in stressigen Phasen.

Welche Auswirkungen hat zu wenig Achtsamkeit auf die Gesundheit?

Mangelhafte oder fehlende Achtsamkeit wirkt sich langfristig auf die körperliche und/oder psychische Gesundheit aus. Wer mit sich selbst achtsam umgeht, leistet einen Beitrag zur Vorbeugung von stressbedingten Erkrankungen. Zudem sind achtsame Personen in der Lage, eine beginnende Überlastung bei ihren Mitmenschen zu erkennen und sie in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen.

Folgen für die körperliche Gesundheit

Fehlende Achtsamkeit steht in einem direkten Zusammenhang zu zahlreichen körperlichen Beschwerden. Wer unachtsam mit sich umgeht, ist für erste Anzeichen einer Überlastungsreaktion nicht ausreichend sensibilisiert. Die Überlastung drückt sich durch körperliche oder seelische Beschwerden aus. In vielen Fällen treten beide 'Erkennungszeichen' zeitgleich auf. Dies ist beispielsweise typisch für ein weit fortgeschrittenes Burnout. Ein Mangel an Achtsamkeit führt oft zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Solche Krankheitsbilder werden durch Stress begünstigt. Weitere stressbedingte Beschwerden sind chronische Schmerzen, Konzentrationsprobleme oder Einschlafstörungen.

Folgen für die psychische Gesundheit

Mangelhafte Achtsamkeit drückt sich auf psychischer Ebene in Form eines Überlastungssyndroms auf. Neben Burnout sind Depressionen eine häufige Folge. Ferner führt Unachtsamkeit zu einer Arbeitsweise, bei der Aufgaben nicht priorisiert werden können. Die häufige Konsequenz ist eine Prokrastination – selbst dringende Arbeitsaufträge werden nicht erledigt, sondern hinausgezögert. Andere Betroffene verhalten sich genau gegenteilig und nehmen zu viele anspruchsvolle Aufgaben zeitgleich wahr. In beiden Fällen sind die Betroffenen den Verpflichtungen ihres beruflichen und privaten Alltags nicht mehr gewachsen, was zu einer psychischen Überlastung führt.

Weshalb ist Achtsamkeit im Beruf einer Lehrkraft wichtig?

Die Fokussierung auf die Gegenwart ist eine Hilfestellung bei der Organisation des Arbeitsalltags an der Schule. Achtsame Lehrerinnen und Lehrer fragen sich, welche Aufgaben in der gegenwärtigen Situation erledigt werden müssen. Solche Verpflichtungen haben Vorrang. Die übrigen Aufgaben lassen sich zu einem späteren Zeitpunkt bearbeiten. Diese Herangehensweise bringt Struktur in den Arbeitsalltag und hilft Lehrpersonen zur Priorisierung ihrer beruflichen Pflichten.

Achtsamkeit befähigt zur Resilienz. Diese Eigenschaft ist besonders im Lehrberuf dringend notwendig. Lehrkräfte üben eine stark fordernde Tätigkeit aus. Wer über ein hohes Maß an Achtsamkeit verfügt, erkennt gesundheitliche Warnzeichen rechtzeitig. Auf diese Weise lassen sich durch Stress verursachte Erkrankungen oftmals verhindern.

Lehrkräfte arbeiten im Unterricht mit ihren Schülerinnen und Schülern zusammen. In jeder Klasse herrscht ein anderes Leistungsgefälle vor. Bei einer sehr heterogenen Klassengemeinschaft ist die Lehrperson in besonderem Maße gefordert: Sie muss den unterschiedlichen Ansprüchen und Leistungsständen bei der Durchführung des Unterrichts gerecht werden. Gleichzeitig werden im Schulalltag die Grenzen des Machbaren spürbar: Komplexe Lehreinheiten sind für leistungsschwächere Klassenmitglieder überfordernd, während einfache Inhalte nicht den Anspruch bieten, den sich die Leistungsträger der Klasse wünschen.

Eine achtsame Lehrkraft bewahrt auch hier Geduld und akzeptiert das jeweilige Leistungsgefälle in der Klasse als gegenwärtige Gegebenheit. Diese Akzeptanz bedeutet jedoch nicht, dass die eigenen Möglichkeiten zum Handeln nicht eingesetzt werden. Achtsamkeit befähigt zu zielführenden Entscheidungen: Anstelle einer spontanen Entscheidung werden die Konsequenzen abgewägt. Nach der Reflexionsphase wird eine endgültige Entscheidung getroffen. Vor dem Hintergrund einer ausgeprägten Heterogenität im Klassenzimmer stellt sich eine achtsame Lehrperson die Frage, wie sie den Anwesenden mit ihren unterschiedlichen Leistungsständen im Unterricht gerecht wird. Die Unterrichtsgestaltung und -planung wird von dieser Fragestellung maßgeblich bestimmt. Gerade in sehr heterogenen Klassen ist es eine Herausforderung, die Inhalte der Unterrichtsstunden an das ungleiche Leistungsniveau anzupassen. Lehrkräfte stellen oft fest, dass sie trotz ihrer Fachkenntnisse und umfangreichen didaktischen Kompetenzen nicht jeden individuellen Leistungsstand gleichermaßen berücksichtigen können. Achtsame Lehrerinnen und Lehrer zweifeln ihre Fähigkeiten als Wissensvermittler dennoch nicht an, sondern führen die Schwierigkeiten auf äußere Begleitumstände zurück.

Ferner lautet die Überlegung: 'Wie kann ich als Lehrerin oder Lehrer etwas für mich aus der herausfordernden Situation mitnehmen?'. Hier wird die Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwart gerichtet. Die achtsame Lehrperson betrachtet die Situation sachlich, ohne sie zu bewerten. Sie akzeptiert die herausfordernden Umstände als Gegebenheiten, nach denen sie ihr Verhalten und ihre Arbeitsweise auszurichten hat. Solch eine Anpassungsfähigkeit ist im Schultag unverzichtbar. Darüber hinaus profitiert nicht nur die Schülerschaft, sondern auch das Kollegium von Lehrpersonen, die achtsam mit sich selbst umgehen und ihren Mitmenschen ebenfalls mit Achtsamkeit begegnen. Im täglichen Umgang mit diesen Personen schafft Achtsamkeit eine Grundlage für ein positives Arbeitsklima. Die Bedeutung einer achtsamen Einstellung zum Gegenüber zeigt sich in Gesprächen zwischen zwei Mitgliedern aus dem Kollegenkreis oder im Austausch zwischen Lehrkraft und Schüler.

Wer sich unter den Grundsätzen der Achtsamkeit mit seinem Gegenüber austauscht, nimmt sich für das Gespräch Zeit. Der Gesprächstermin ist im gegenwärtigen Moment die einzige Verpflichtung. Andere Aufgaben stehen zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Terminplan. Auf diese Weise wird eine ruhige Atmosphäre für einen konstruktiven Austausch geschaffen. Achtsamkeit sorgt für eine Gesprächskultur, welche von Respekt und Anerkennung geprägt ist. Eine achtsame Lehrkraft begegnet ihrem Gegenüber mit Empathie. Sie bemüht sich, ihren Gesprächspartner mitsamt seinen Bedürfnissen zu verstehen und angemessen darauf einzugehen.

Achtsame Lehrerinnen und Lehrer arbeiten ressourcenorientiert. Sie verstehen es, die verfügbaren Ressourcen im Sinne des Allgemeinwohls einzusetzen. Dazu zählen auch menschliche Ressourcen, welche von achtsamen Lehrpersonen wertgeschätzt und nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden. Die Wertschätzung spielt beim Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen, aber vor allem bei der täglichen Interaktion mit den Klassenmitgliedern eine wichtige Rolle. Achtsame Lehrkräfte erkennen in beiden Personengruppen das Potenzial für ein respektvolles, soziales Miteinander.

Als Lehrkraft hat man in Bezug auf Achtsamkeit durchaus eine Vorbildfunktion für die Schülerschaft: Man lebt ihnen als gutes Beispiel vor, wie man seine geistigen Ressourcen zielführend einsetzt und sich trotz allem Engagement nicht an über die Grenzen der eigenen Belastbarkeit hinaus verausgabt. Achtsame Lehrpersonen erkennen die ersten Anzeichen einer Überlastung bei Mitgliedern aus der Schülerschaft schneller, da sie in dieser Hinsicht besonders sensibilisiert sind.

Eine achtsame Lehrperson bewertet die vorherrschende Situation nicht als gute oder schlechte Ausgangslage. Deshalb ist sie zur Regulation ihrer Emotionen in der Lage. Solch eine innere Ausgeglichenheit ist für die Schülerinnen und Schüler beispielhaft: Sie können sich an ihrer Lehrkraft orientieren, wie sie mit den typischen Alltagssituationen im Klassenraum umgeht und ihre Souveränität als Richtwert für das eigene Verhalten nutzen.

Schlusswort

Im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Begriff 'Achtsamkeit' oft inflationär verwendet. Diese Einstellung ist jedoch von Nachteil, wenn man sich dem Wesentlichen von einem achtsamen Umgang mit sich selbst oder auch mit seinen Mitmenschen nähern möchte. Achtsamkeit ist eine Lebenseinstellung und letztlich eine Maßnahme zur Vorbeugung von körperlichen und seelischen Erkrankungen.

Im Berufsalltag von Lehrerinnen und Lehrern ist Achtsamkeit in verschiedener Hinsicht von Bedeutung: Einerseits ermöglicht eine achtsame Einstellung einen respektvollen Umgang mit den Mitgliedern des Lehrerkollegiums und der Schülerschaft. Auf diese Weise trägt man selbst seinen Teil zu einem achtsamen Umgang an der Schule bei, was für alle Beteiligten von Vorteil ist: In einem von gegenseitiger Achtsamkeit geprägten Umfeld fühlen sich die Mitwirkenden als Persönlichkeiten anerkannt und respektiert. Auf der anderen Seite bringen sich die Beteiligten an der Gestaltung der Schulgemeinschaft bereitwilliger ein.

Eine achtsame Haltung ist auch für Lehrkräfte ein Lernprozess. Achtsamkeit erfordert viel Geduld und Widerstandskraft. Wer achtsam werden will, muss alte Gewohnheiten überdenken oder komplett ablegen. Vor allem die Ausrichtung der eigenen Gedanken und Handlungen auf die gegenwärtige Situation ist im Schulalltag oft herausfordernd. Die Achtsamkeit beginnt bereits mit dem Entschluss, achtsamer zu werden: Anfangsschwierigkeiten lassen sich aus einer analytischen Perspektive betrachten und als Teil dieses wichtigen Lernprozesses annehmen.

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