#Referendariat

Vom Verlaufsplan zur Unterrichtsstunde

8 min Lesedauer | 06.08.2024 | Nina

Zusammenfassung

Von der Theorie in die Praxis ist der Weg oft nicht so einfach. Wir wollen zeigen, wie aus euren Stundenverlaufsplan eine gelungene Unterrichtsstunde wird.

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Das Anfertigen eines Stundenverlaufsplans ist eine typische Tätigkeit von Referendarinnen und Referendare. Die tabellenartigen Verlaufspläne sind das Gerüst für den Unterricht. Das Herzstück ist jedoch die Stunde selbst. Was sollten Lehrerinnen und Lehrer nicht nur bei der Planung, sondern auch bei der Durchführung des Unterrichts bedenken?

Verlaufsplan vs. Unterricht – was sind die Fallstricke?

Der Verlaufsplan der Unterrichtsstunde ist eine Orientierungshilfe für Referendarinnen und Referendare. In vielen Fällen ist das Erstellen von Stundenverlaufsplänen eine Aufgabe, die auch nach dem erfolgreich beendeten Referendariat noch gemacht wird. Mit einem Unterrichtsentwurf in der Tasche fühlen sich ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer oft besser auf die praktische Arbeit vorbereitet. Die Routine stellt sich mit zunehmender Berufserfahrung ein. Allerdings greifen auch erfahrene Lehrkräfte noch nach Jahren auf die altbewährte Methode des Stundenverlaufsplans zurück. Somit sind die Entwürfe keineswegs ein Relikt aus dem Zeitraum des Vorbereitungsdienstes, welches nach der Abschlussprüfung in Vergessenheit gerät.

Andererseits ist der Stundenverlaufsplan eine 'Idealversion' des Unterrichts. Schon im Referendariat stellen viele Fachlehrkräfte fest, dass die Realität im Klassenzimmer oft anders aussieht. Ein unzureichendes Zeitmanagement ist eine der häufigsten Fehlerquellen. Für die Einschätzung des zeitlichen Kontingents braucht es praktische Erfahrung, mit der Referendarinnen und Referendare noch nicht in dem Umfang aufwarten können wie Kolleginnen und Kollegen mit einer langjährigen Laufbahn.

Bei der Unterrichtsplanung wird ein zeitliches Raster für die Stunde entworfen. Für jede Unterrichtseinheit wird ein Zeitfenster festgelegt. Kurze Erläuterungen von Sachverhalten nehmen in der Regel weniger Zeit in Anspruch als arbeitsintensive Phasen wie Gruppenarbeiten. In den meisten Unterrichtsstunden kommt es jedoch zu 'außerplanmäßigen' Situationen wie Rückfragen der Schülerschaft, misslungene Projektarbeiten oder fehlende Informationen.

Ein weiteres Problem stellt sich ein, wenn sich Lehrerinnen und Lehrer zu eng an den von ihnen konzipierten Verlaufsplan halten. In diesem Fall mangelt es an Flexibilität, ohne die der Schulalltag kaum funktioniert. Der Unterrichtsentwurf hat nie Vorrang vor der Unterrichtsstunde. Daran sollten sich nicht nur Berufseinsteiger, sondern auch erfahrene Lehrkräfte orientieren.

Verlaufspläne müssen eine inhaltliche Struktur aufweisen. Ein lückenhafter Aufbau schlägt sich in der Unterrichtsstunde nieder: Wer als Fachlehrkraft den sprichwörtlichen zweiten Schritt vor dem ersten macht, sorgt bei der Schülerschaft für Verunsicherung. Bei ihnen bleibt der Eindruck einer mangelnden Transparenz im Unterrichtsablauf zurück. Stattdessen sollten Lehrerinnen und Lehrer von vornherein deutlich machen, wohin die Unterrichtsstunde alle Beteiligten bringen soll und welches Ziel mit den verschiedenen Übungseinheiten verfolgt wird.

Wie wird die Unterrichtsstunde optimal geplant?

Eine vorausschauende und frühzeitige Organisation des Unterrichts beugt Verzögerungen oder einer Stagnation im Ablauf vor. Das Erstellen eines Verlaufsplans braucht Zeit, damit ein logischer Aufbau der Stunde zu erkennen ist. Eine Vorbereitungszeit von 5 bis 7 Tagen ist ein idealer Richtwert. Diese Zeitspanne reicht für Raumbuchungen, Planungsarbeiten und eine Aktualisierung oder Überarbeitung des Stundenrasters aus.

Hinzu kommt das erforderliche Arbeitsmaterial als Handwerkszeug für Lehrpersonen und Klassenmitglieder. Der Leitsatz 'Was wird wann von wem zu welchem Zweck benötigt?' deckt die elementaren Fragen bei der Unterrichtsplanung ab.

Andere Vorbereitungen wie die Reservierung von Fachräumen oder das Beschaffen von Arbeitsmaterial sollten rechtzeitig in die Wege geleitet werden, um unnötigen Stress zu vermeiden. Mit diesen vorausschauenden Maßnahmen werden optimale Rahmenbedingungen für eine gelungene Stunde im Klassen- oder Kursverband geschaffen.

Bei einer durchdachten Planung ist der Unterrichtsentwurf kein starres Modell, sondern wird vom ersten Eintrag bis zum Beginn der Unterrichtsstunde immer wieder überarbeitet, erweitert oder optimiert. Je mehr sich die Inhalte des Verlaufsplans an der Realität des Unterrichts orientieren, umso wahrscheinlicher ist ein zufriedenstellender Verlauf der Stunde.

Die Unterrichtsstunde als praktischer Teil

Am Tag des Unterrichts liegt der Stundenverlaufsplan auf dem Lehrerpult. Vor dem Beginn der Stunde sollten alle benötigten Materialien vollständig vorhanden sein. Dazu zählen zum Beispiel die folgenden Gegenstände:

  • Papierbögen im DIN-A3-Format zum Erstellen von Plakaten
  • Schreibmaterial (Buntstifte, Filzstifte etc.)
  • Zubehör für die Durchführung von Experimenten
  • Technische Geräte wie Beamer oder PCs
  • Lehrbücher
  • Pinnwände (z. B. für die Präsentation von selbstständig gestalteten Plakaten)

Nachdem die Anwesenden von der Lehrkraft begrüßt wurden, wird der Verlaufsplan in zusammengefasster Form vorgestellt: Bei diesem grundlegenden Teil der Stunde erklärt die Lehrperson ihrer Klasse, was sie in der bevorstehenden Unterrichtsstunde erwartet und welchen Zweck die einzelnen Lehreinheiten verfolgen.

Die Kompetenz einer Lehrerin oder eines Lehrers zeigt sich nicht allein am Fachwissen und an den didaktischen Fähigkeiten. Auch das bewusste 'Verwerfen' des ursprünglichen Unterrichtsentwurfs ist durchaus ein Zeichen von Fachverstand. Eine flexible Lehrkraft streicht geplante Arbeitsaufträge oder fügt Neues hinzu, wenn der Ablauf des Unterrichts es zulässt oder die Planänderung sogar notwendig macht. Improvisation ist wünschenswert, solange der Unterrichtsablauf einen roten Faden erkennen lässt. Ansonsten hat die Lehrkraft einen gewissen Spielraum bei der Gestaltung der Stunde.

Der Stellenwert der Reflexion
Nach der Unterrichtsstunde steht die Nachbereitung an. Dazu gehört in erster Linie die Frage, ob das angestrebte Ziel des Unterrichts erreicht wurde. In dem Kontext ist eine gesunde Portion Selbstreflexion erforderlich. Als Lehrerin oder Lehrer übernimmt man die Rolle des Moderators, welcher die Klassenmitglieder durch die Unterrichtsstunde führt.

Die folgenden Fragestellungen lassen sich bei der Rückschau auf die zurückliegende Unterrichtsstunde beantworten:

  1. Was war das Thema der heutigen Stunde?
  2. Welche didaktischen Kompetenzen standen im Mittelpunkt?
  3. Haben die Schülerinnen und Schüler alle Arbeitsaufträge verstanden und richtig umgesetzt?
  4. Hat die Zeit für alle Unterrichtseinheiten ausgereicht?
  5. War das Ziel der Stunde für alle Anwesenden klar?
  6. Wurde das Ziel der heutigen Unterrichtsstunde erreicht?

Das Thema des Unterrichts bildet den Kern. An ihm orientieren sich alle übrigen Elemente wie der Kompetenzerwerb, das Zeitmanagement und die praktischen Aufgaben. Das Verstehen und korrekte Auffassen der Thematik ist ebenfalls eine wichtige Voraussetzung, damit die Schülerschaft alle weiteren Arbeitsanweisungen richtig umsetzt.

Die didaktischen Kompetenzen zählen zur Kategorie der Methodik. Ein Wechsel zwischen verschiedenen Unterrichtsmethoden sorgt für einen vielfältigen Unterricht, mit dem die Lehrkraft im Idealfall alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen 'abholt'.

Ein weiterer Aspekt ist die Zeit. Je nach Stundenmodell stehen der Lehrperson 45 bis 90 Minuten zur Verfügung. Für umfangreiche Themen oder Arbeitsaufträge sind Doppelstunden besser geeignet. Wenn nur eine Unterrichtsstunde von 45 Minuten auf dem Plan steht, teilen viele Lehrerinnen und Lehrer den Inhalt auf zwei Stunden auf: In einer 45-minütigen Unterrichtsstunde wird die Theorie zu einem Themenbereich des Kerncurriculums vermittelt. Die nächste Stunde ist praktischen Arbeiten vorbehalten, bei denen das erworbene Fachwissen vertieft und eigenständig angewandt wird.

Für manche Themen oder Aufgaben wird im Unterricht hingegen mehr Zeit benötigt, als es im Stundenverlaufsplan vorgesehen ist. An anderen Tagen ist die Zeitspanne zu großzügig bemessen. Die Schülerschaft hat ihre Arbeitsaufträge erfolgreich beendet, obwohl die nächste Lehreinheit laut Unterrichtsentwurf noch nicht ansteht. Hier zeigt sich die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis (oder Arbeitsalltag in der Schule) sehr deutlich. Generell hat ein zeitlicher Überschuss seltener negative Auswirkungen auf die Unterrichtsstunde als eine zu strikte Einteilung der verfügbaren Zeit.

Aus beiden Situationen können Lehrkräfte dennoch etwas für die zukünftigen Stunden im Fachunterricht lernen. Das Einplanen einer zusätzlichen Zeitreserve beugt zeitlichen Engpässen in der Unterrichtsstunde vor. Restliche, ungenutzte Zeit lässt sich mit Extraaufgaben sinnvoll füllen.

Die letzten beiden Fragen sind bei der Stundenanalyse ausschlaggebend. Sie lassen sich mit den Begriffen 'Transparenz' und 'Struktur' beziehungsweise 'Kohärenz' auf den Punkt bringen. Eine deutliche Kommunikation seitens der Lehrperson schafft im Unterricht Klarheit. Wenn die Schülerschaft überraschend viele Fragen zum Thema, zu den Aufgabenstellungen oder gar zum Sinn und Zweck der Unterrichtsstunde stellt, sollte sich die Fachlehrkraft selbst hinterfragen: Waren die Arbeitsaufträge klar formuliert oder am Ende doch missverständlich? Haben die Schülerinnen und Schüler verstanden, was ich von ihnen erwartet habe? Ist es mir gelungen, den Zweck der Thematik oder der Aufgabenstellung transparent zu machen?

Die Ergebnisse der gedanklichen Reflexion fließen in die Planung der nächsten Unterrichtsstunde mit ein. Auf diese Weise ist das Erstellen eines Verlaufsplans tatsächlich zielführend.

Schlusswort

Während des Referendariats ist der Verlaufsplan einer eigenständig geführten Unterrichtsstunde essenziell. Er erfüllt nicht nur den Zweck eines praktischen Leitfadens, sondern ist Teil der Leistungen, welche vom Prüfer bewertet werden. Nach dem Referendariat ist die Anfertigung von Verlaufsplänen nicht mehr verpflichtend, sondern optional. Ein nützliches Hilfsmittel sind die Tabellen allerdings auch nach dem Vorbereitungsdienst.

Ein Stundenverlaufsplan ist zunächst reine Theorie. Die praktische Umsetzung der Stichpunkte findet im Unterricht statt. Jede Lehrkraft arbeitet mit dem Erstellen des Entwurfs auf die anstehende Unterrichtsstunde hin. Die Ziele der anstehenden Stunde werden im Verlaufsplan mit prägnanten Stichworten dokumentiert. Im Unterricht sollten Fachlehrkräfte trotz aller Planung eine gewisse Offenheit an den Tag legen und den tabellarischen Stundenentwurf nach Bedarf mit spontanen Ideen anreichern, die den Unterrichtsablauf angenehm auflockern.

Bei der praktischen Umsetzung des theoretischen Verlaufsplans lernt man als Lehrerin oder Lehrer auch immer etwas für sich und über sich selbst. Man findet heraus, inwieweit der Unterrichtsentwurf das wahre Leben im Klassenzimmer widerspiegelt. Gerade am Anfang der Lehramtskarriere gehen die Theorie des Verlaufsplans und die Realität der Unterrichtsstunde oft auseinander. Mit der Zeit stellt sich aber eine gewisse Routine ein, welche den eigenen Erfahrungswerten zu verdanken ist. Bis dahin ist neben etwas Geduld eine flexible Einstellung zum Thema 'Stundenverlaufsplan' gefragt.

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