Liebe Kolleginnen und Kollegen,
kennt ihr das auch? Du bereitest eine Stunde vor, denkst Dir: „Das wird richtig gut!“, und trotzdem sitzen die Schülerinnen und Schüler wie ausgeknipst vor Dir. Kein Glanz in den Augen, keine Reaktion – und Du fragst Dich, woran es liegt. Ich habe genau das schon oft erlebt, und es hat mich frustriert. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, dass der Schlüssel zu einem lebendigen, spannenden Unterricht die Interaktion ist.
Interaktion heißt für mich: Bewegung reinbringen, die Schülerinnen und Schüler aktiv einbinden, Diskussionen anregen und einen echten Dialog schaffen – nicht nur untereinander, sondern auch mit uns als Lehrkräften. Lass uns gemeinsam schauen, wie wir das schaffen können. Hier sind meine persönlichen Erfahrungen und Ideen, die Dir hoffentlich Inspiration für Deinen Unterricht geben.
Bewegung für bessere Konzentration
Fangen wir mit einem Thema an, das mir besonders am Herzen liegt: Bewegung. Ich bin fest davon überzeugt, dass Schülerinnen und Schüler (und wir Lehrpersonen übrigens auch!) nur dann wirklich leistungsfähig sind, wenn sie/wir nicht den ganzen Tag stillsitzen müssen. Bewegung bringt Energie, kurbelt das Gehirn an und fördert die Konzentration.
In meinem Unterricht baue ich deshalb regelmäßig Bewegungspausen ein. Das können einfache Dinge sein wie Dehnübungen oder ein kurzes „Mach mit“-Spiel, bei dem die Lernenden aufstehen, wenn eine Aussage auf sie zutrifft. Ein Beispiel: Bei der Einführung eines neuen Themas lasse ich die Schülerinnen und Schüler „Positionswechsel“ machen – sie bewegen sich im Raum zu verschiedenen Karten mit Stichwörtern und tauschen sich in kleinen Gruppen aus.
Aktives Lernen: Schülerinnen und Schüler einbeziehen
Aktives Lernen bedeutet, dass die Schülerinnen und Schüler nicht nur Zuhörerinnen bzw. Zuhörer sind, sondern aktiv gestalten und mitdenken. Ich glaube fest daran, dass wir sie viel mehr in die Unterrichtsgestaltung einbeziehen sollten. Meiner Meinung nach ist es ein großer Unterschied, ob sie ein Thema nur „serviert“ bekommen oder ob sie selbst daran aktiv mitarbeiten dürfen.
Ein Beispiel: Im Elektronikunterricht lasse ich die Klasse oft selbst entscheiden, welche Elektronikschaltung wir aufbauen (nach Auswahl, welche ich Ihnen vorgebe). Möchten sie dazu eine Schaltung in Bereich Sicherheit (Alarmschaltung) oder zum Beispiel eine Schaltung im Bereich Audio (kleine Verstärkerschaltung) aufbauen? Alleine - oder lieber in kleinen Gruppen arbeiten? Anfangs war ich unsicher, ob das klappt – aber inzwischen bin ich begeistert, wie kreativ die Schülerinnen und Schüler sind, wenn sie mitentscheiden dürfen. Hier sei bemerkt, dass die Auswahl von mir als Lehrperson vorgegeben wird und es sich natürlich im Rahmen des Lehrstoffs bewegen muss.
Meine Erfahrung zeigt: Wenn die Schülerinnen und Schüler merken, dass ihre Meinungen zählen, steigt auch die Motivation. Klar, das bedeutet manchmal Chaos, weil nicht alles planbar ist. Aber es macht den Unterricht lebendig und individuell und Alle sind begeistert mit dabei.
Abwechslungsreiche Gruppenarbeiten gestalten
Ich gebe es zu: Früher habe ich Gruppenarbeiten oft vermieden. Sie waren mir zu unstrukturiert, und ich hatte das Gefühl, dass nur wenige wirklich mitmachen. Aber inzwischen weiß ich, wie wertvoll sie sein können, wenn man sie richtig gestaltet. Für mich ist der Schlüssel, die Gruppen klein zu halten und die Aufgaben klar zu formulieren. Beispiel: Jede Gruppe erarbeitet ein Teilthema und bringt es dann der gesamten Klasse bei. Die Schülerinnen und Schüler sind stolz, wenn sie als „Expertinnen und Experten“ auftreten dürfen, und die gegenseitige Verantwortung motiviert enorm.
Ich habe auch gute Erfahrungen mit kreativen Ansätzen gemacht: Jede Gruppe bekommt ein Rätsel, das sie nur lösen können, wenn alle zusammenarbeiten. Das fördert nicht nur das Verständnis des Stoffs, sondern auch den Teamgeist. Selbstverständlich sind diese Möglichkeiten nur für untere Klassen geeignet, da höhere Klassen natürlich schon in Eigenverantwortung, Aufgaben usw. schon relativ selbstständig lösen können – und auch sollten.
Digitale Tools für interaktive Lernprozesse
Wenn ich ehrlich bin, war ich lange skeptisch gegenüber digitalen Tools. Ich dachte, sie wären kompliziert und würden nur vom Wesentlichen ablenken. Doch inzwischen sehe ich sie als großartige Möglichkeit, um den Unterricht interaktiver zu gestalten – wenn man sie gezielt einsetzt.
Ein Beispiel: Mit Kahoot mache ich regelmäßig kleine Quiz-Spiele, bei denen die ganze Klasse mit Begeisterung mitfiebert. Oder ich nutze Padlet, um Ideen und Meinungen zu sammeln. Die Schülerinnen und Schüler lieben es, ihre Gedanken dort einzutragen und dann zu sehen, was andere denken. Dies ist natürlich nur in unteren Klassen sinnvoll.
Wichtig ist mir dabei, dass die Tools nicht den Unterricht dominieren, sondern ergänzen. Sie sind ein Mittel, um Diskussionen anzuregen oder die Aufmerksamkeit zu steigern – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Diskussionen anregen und moderieren
Diskussionen sind für mich eine der besten Methoden, um Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken zu bringen. Aber – und da bin ich ehrlich – sie erfordern auch einiges an Fingerspitzengefühl. Ich habe oft erlebt, dass Diskussionen aus dem Ruder laufen oder sich immer dieselben Schülerinnen bzw. Schüler melden.
Was mir hilft: Klare Regeln und Moderationsmethoden. Eine meiner Lieblingsmethoden ist folgende: Einige Schülerinnen bzw. Schüler sitzen in einem inneren Kreis und diskutieren, während die anderen zuhören und später ihre Eindrücke schildern. Dadurch entsteht eine klare Struktur, und alle kommen zu Wort.
Für Diskussionen braucht es Vertrauen, und das aufzubauen, dauert. Aber wenn es gelingt, entstehen spannende Gespräche, bei denen die Schülerinnen und Schüler lernen, respektvoll ihre Meinungen zu vertreten. Wichtig ist hier generell zu beachten, dass man als Mentor auftreten muss und die Lernenden auf die Spielregeln hinweist, damit alles im Rahmen bleibt und jeder weiß, wie man sich verhalten muss.
Feedback als interaktiver Dialog
Feedback ist für mich mehr als das Verteilen von Noten. Es ist ein Dialog, der Schülerinnen und Schüler hilft, ihre Stärken zu erkennen und an ihren Schwächen zu arbeiten.
Ich versuche, Feedback immer möglichst konkret und positiv zu formulieren. Statt zu sagen: „Das ist falsch“, frage ich: „Wie hast Du das gemeint? Kannst Du mir Deine Überlegungen erklären?“ Oft ergeben sich daraus interessante Gespräche, die den Lernprozess fördern.
Umgekehrt lasse ich mir auch gerne Feedback von der Klasse geben. Es kostet Überwindung, Kritik anzunehmen, aber ich habe gelernt, wie wertvoll es ist. Es zeigt mir, was gut läuft und wo ich mich selbst verbessern kann. Auch hier sei angemerkt, dass die nur sinnvoll erscheint bei unteren Klassen und eventuell mit der Direktion abgesprochen sein sollte, ob dies überhaupt gewünscht ist.
Höhere Klassen sind schon einige Schritte weiter und das Feedback sollte hier natürlich auf ein höheres Niveau stattfinden. Aber: Feedback ist auch generell in höheren Klassen unbedingt notwendig und sollte nicht vernachlässigt werden. Auch hier sind nach meiner persönlichen Erfahrung Diskussionszeiten sehr wichtig und vor allem sehr hilfreich!
Teamarbeit: Gemeinsam stärker durch Austausch
Nicht nur Schülerinnen und Schüler profitieren von Zusammenarbeit – auch wir Lehrpersonen können so viel voneinander lernen. Ich schätze den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen sehr, sei es in offiziellen Fortbildungen oder einfach im Lehrerzimmer.
Besonders spannend finde ich fächerübergreifende Projekte. Ein Highlight war für mich ein Projekt zum Thema „Klimawandel“, welches wir im Team mit dem Kunst- und Erdkundelehrer umgesetzt haben. Die Schülerinnen und Schüler konnten kreativ werden, gleichzeitig Fakten lernen und verschiedene Perspektiven kennenlernen.
Ich bin überzeugt: Wenn wir als Team arbeiten, profitieren alle – Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte gleichermaßen.
Interaktive Methoden für individuelle Förderung
Jede Klasse ist bunt gemischt, und jede Schülerin bzw. Schüler bringt unterschiedliche Stärken und Schwächen mit. Interaktive Methoden sind eine tolle Möglichkeit, individuell zu fördern.
Ich nutze zum Beispiel Lernstationen, bei denen jeder im eigenen Tempo arbeiten kann. Ich gestalte Aufgaben auf verschiedenen Niveaus, damit alle eine Herausforderung finden, die zu ihnen passt. Besonders spannend finde ich auch Peer-Feedback: Wenn Schülerinnen bzw. Schüler sich gegenseitig Rückmeldungen geben, lernen sie nicht nur den Stoff, sondern auch soziale Kompetenzen.
Fazit: Mehr Interaktion für erfolgreiches Lernen
Am Ende geht es darum, dass unsere Schülerinnen und Schüler mit Freude und Motivation lernen – und das schaffen wir nur, wenn wir sie aktiv einbeziehen. Ja, interaktiver Unterricht kostet mehr Vorbereitung und manchmal auch mehr Nerven. Aber die strahlenden Augen, das echte Interesse und die lebendige Atmosphäre machen alles wett, finde ich.
Wenn Du es ausprobieren möchtest, hier sind meine konkreten Tipps:
- Bewegung integrieren: Kleine Pausen oder Stationenarbeiten lockern den Unterricht auf.
- Schülerinnen und Schüler einbeziehen: Lass sie mitentscheiden, wie sie lernen möchten.
- Kreative Gruppenarbeiten gestalten: Kleinere Gruppen und spannende Aufgaben fördern Motivation.
- Digitale Tools nutzen: Kahoot oder Padlet sorgen für Interaktivität.
- Diskussionen anregen: Klare Regeln und Methoden schaffen Struktur.
- Feedback zum Dialog machen: Rückmeldungen geben und einholen, um besser zu werden.
- Teamarbeit fördern: Im Kollegium oder durch fächerübergreifende Projekte gemeinsam wachsen.
Ich hoffe, dieser Beitrag inspiriert Dich und gibt Dir Mut, neue Wege zu gehen. Denn eines ist sicher: Interaktiver Unterricht ist nicht nur spannender – er ist auch erfolgreicher. 😊